Mehl ins Getriebe

Letzter Tag

Am letzten Tag im Jahr oder am Ende einer langen Ära, am letzten Tag meines Lebens oder am Ende aller Zeiten, da regnet es und regnet und regnet, und du sitzt bei mir und sagst, es könne ja nicht immer regnen, und ich antworte, es bedeute doch nichts, es sei doch egal, und du nickst mit dem Kopf und deine Augen sehen traurig aus und du bittest mich, ein letztes Gedicht zu schreiben, ein Gedicht, das keinen Reim mehr hat, keinen Rhythmus, keine Strophen und nur einen Satz, und ich tue dir den Gefallen, mühsam schreibe ich und schreibe und schreibe, bis ich müde werde und den Stift weglege und merke, wie das Denken einfach innerhalb von Minuten verlischt und ich endlich eintauche in das große, tiefe, zeit- und raumlose

Nichts.

Google-Bildersuche

In meinen Blogstatistiken sehe ich, dass oft Leute durch Googles Bildersuche auf die Sackmühle stoßen. Mich macht das immer ein kleines bisschen traurig. Natürlich gibt es ab und zu auch Bilder in den Blogartikeln. Ich bin ja schließlich ein visueller Mensch – als Medienverunstalter Bild und Ton, Freizeitpinselschwinger und Hobbyfotografeur.

Aber bin ich nicht eigentlich noch viel eher ein sprachlicher Mensch? Gerade deswegen blogge ich ja. Und schreibe weit mehr Gedichte oder Kurzprosa als ich Bilder male. Interessant in diesem Zusammenhang: mit fünf Jahren konnte ich bereits gut lesen, aber meine Buntstiftzeichnungen waren für die Tonne.

Doch viele Menschen suchen nicht nach Texten, sondern nach Bildern, besonders Fotos. Oder fotografieren selbst. Es gibt mit Sicherheit mehr Personen, die fotografieren, als solche, die Belletristik schreiben. Warum ist das so? Wo doch die Sprache uns so sehr vom Tier unterscheidet.

Denn malen können zur Not auch Tiere. Zumindest malende Katzen soll es ja geben. Wenn ich ihre Erzeugnisse auch eher als Müll bezeichnen würde denn als Kunst. Und ich kann mir auch fotografierende Affen vorstellen.

Dichtende Affen weniger.

Koffein

Ich liebe es, nachts Kaffee zu trinken und anschließend schlecht einschlafen zu können. Die Beine kribbeln, die Muskeln zucken im Bett, der Kopf kommt nicht zur Ruhe. Und jetzt kommt die Kunst: es trotzdem zu schaffen, einzuschlafen. Das erfordert ein jahrelanges, mühe- und qualvolles Training. Man muss sich zwingen, völlig ruhig, bewegungslos zu liegen und möglichst nichts zu denken. Inzwischen bin ich ganz gut in dieser Disziplin.

Manchmal passiert es mir, dass ich viel zu spät ins Bett gehe, Koffein im Blut oder nicht. Am nächsten Morgen trotzdem zur gewohnten Zeit aufzustehen, auch wenn man nur vielleicht fünf Stunden geschlafen hat, das ist schwierig, aber machbar. Und wenn man das mehrere Tage hinterher macht und viel Kaffee trinkt, raubt einem das die letzten Energiereserven, das laugt einen aus.

Und nach wenigen Tagen kommen die Kopfschmerzen. Es macht mehr oder weniger Spaß, diese mal einen Tag lang auszuhalten. Und aller­spätestens jetzt musst du aber doch mal frühzeitig schlafen gehen, sonst bricht das Immunsystem zusammen und du fängst dir Infektionen ein (besonders Erkäl­tungs­krank­heiten). Am besten, man isst stark Vitamin-C-haltiges Obst oder Gemüse wie Kiwis oder Paprika. Auch Vitamin-C-Tabletten empfehlen sich nun. Abends vor dem Schlafengehen nimmt man eine Kopfschmerztablette, damit am nächsten Tag die Kopfschmerzen weg sind. Wie gesagt, jetzt muss aber dringend lange geschlafen werden.

Am nächsten Morgen stellst du fest, dass du tief und fest geschlafen hast. Der erste Gang nach dem Aufstehen führt natürlich wieder zur Kaffeemaschine.

Wichtig:
Das alles muss eine große Ausnahme bleiben! Vom längerfristigen Missbrauch koffeinhaltiger Getränke und erst recht vom Missbrauch von Medikamenten rate ich dringend ab, es schädigt die Gesundheit! Ein ausreichender und ungestörter Schlaf sollte die Regel sein. Im übrigen handelt es sich hier um Satire.

Tarkus

Ich höre gerade mal wieder die CD »Tarkus« von Emerson, Lake & Palmer, ein Werk aus dem Jahr 1971. Und ich bin so begeistert wie eh und je. Die Burschen hatten’s einfach drauf. Diese Drei-Mann-Band (Keith Emerson: keyboards, Greg Lake: vocals/bass/guitar, Carl Palmer: drums) spielte einen fetten, keyboardlastigen Progressive-Rock.

In diese Rockmusik flossen verschiedene musikalische Stile ein, wie Jazz, Blues, Boogie und vor allem E-Musik (also Ernste Musik). Auf Tarkus sind zum Beispiel Passagen aus Orgelwerken von Johann Sebastian Bach zu hören. Aber auch Stücke mit Folk- und sogar Marschmusik-Charakter sind zu hören.

Dieser Stil-Mix mit vielen Rhythmus-, Takt-, Tempo- und Dynamik-Wechseln macht die Musik so interessant. Dazu kommt noch die unterschiedliche Instrumentierung. Meistens spielt Keith zwar elektronische Orgeln, aber bisweilen auch Kirchenorgel oder Flügel.

Die Texte behandeln unter anderem die Scheinheiligkeit der Kirchen und die Grausamkeit von Kriegen, bei denen es letztendlich nur um Profit geht. Wären die Klingen aus Gras und die Pfeile Regen, dann gäbe es keine Sorgen, keinen Schmerz.

Ganz wichtig: diese Musik ist unbedingt knochenlaut abzuspielen. Am besten dann, wenn alle Nachbarn außer Haus sind.

Wer musikalisch bewandert ist, kann sich genauere Erklärungen auf Wikipedia durchlesen.

Fröhliche Weihnachten

Schöne Weihnachten allen, denen etwas daran liegt. Mir nicht. Ich finde zwar Jesus Christus einen coolen Typen, der saugute Sachen gesagt, Ausbeuter angeprangert und immer zu den einfachen, aber gutherzigen und ehrlichen Leuten gehalten hat. Diese Einstellung gefällt mir total gut.

Aber ich verstehe nicht so recht, warum man zweitausend Jahre lang so einen Kult betreibt. Noch zumal Jesus die Menschen aufgefordert hat, gleiche Werke zu vollbringen wie er selbst, wenn nicht gar größere. Er hielt sich also nicht für etwas Besonderes, sondern sein Ziel war es, den Menschen deutlich zu machen, dass jeder etwas für sich und die Welt tun kann und sollte. Jedenfalls verstehe ich das so, wenn ich die Evangelien lese.

Nun gut, ich will hier keine theologischen Auseinandersetzungen anzetteln, die ja eh zu nichts führen. Statt dessen wünsche ich euch allen fröhliche Weihnachten, egal was sie für euch bedeuten. Und wenn ihr auch nur die kleinste Möglichkeit seht, irgendwas in eurem Umfeld wenigstens ein bisschen zu verbessern, gesünder zu machen (im weitesten Sinne): haut rein!

Johannes Heesters mit 108 Jahren gestorben

An Heiligabend ist Johannes Heesters mit 108 Jahren gestorben, wie ich gerade bei rga Online gelesen habe. Dabei wollte ich eigentlich nur nachschauen, ob ich bei einem Gewinnspiel etwas gewonnen habe. Habe ich leider nicht.

Nun gut, erst mal ein Zitat, das thematisch gar nicht in diesen Blogartikel passt oder vielleicht doch, was mir – so oder so – momentan allerdings ziemlich gleichgültig ist:
»Man mag drei- oder viertausend Menschen gekannt haben, man spricht aber immer nur von sechs oder sieben.« – Elias Canetti (* 25. Juli 1905 in Russe, Bulgarien; † 14. August 1994 in Zürich; Schriftsteller und Aphoristiker deutscher Sprache und Literatur-Nobelpreisträger 1981).

Ursprünglich und eigentlich und überhaupt wollte ich jedoch einen Blogartikel schreiben über eine Langspielplatte von Emerson, Lake & Palmer aus einer Zeit, als Tonträger noch schwarz und riesengroß waren und sich noch niemand kleine silberne Rundlinge vorstellen konnte, geschweige denn MP3-Dateien, die man noch nicht einmal irgendwie anfassen kann.

Johannes Heesters würde sich sicherlich an die Langspielplatten erinnern. Wenn er noch leben würde.

Endlich finanziell frei

Und wieder habe ich eine Website gefunden, die dir das Blaue vom Himmel verspricht. Nein, eigentlich ist es nur eine einzelne Seite (also Webpage). Hier kann man »drei wertvolle E-Books« bestellen:

1. Der Schlüssel zu wahrem Reichtum
2. 20 magische Rituale zur Wunscherfüllung
3. Die Wissenschaft des Reichwerdens

Gut, pflücken wir das mal auseinander.

Diese E-Books mögen kostenlos sein, aber man muss zum Herun­ter­laden seinen Namen und die E-Mail-Adresse bekanntgeben. Also werden schon mal schön Adressen gesammelt, die der Web­seiten­be­trei­ber später mit Newslettern vollmüllen kann (ich unterstelle nicht, dass er es tatsächlich tut). Löblich: Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und niemals an Dritte weiter gegeben!

Wir testen jetzt mal die Datenverarbeitung. Ich habe das Zeug angefordert mithilfe einer Weg­werf­adresse von Spambog. Ge­setzes­kon­form wird ein Bestätigungslink an die angegebe E-Mail-Adresse geschickt, auf welchen man klicken muss, um sein Ein­ver­ständ­nis zu erklären – das Double-Opt-In-Verfahren wird also eingehalten. Durch Klick auf den Link kommt man auf eine Webseite, die einem ver­si­chert, die E-Books zugesendet zu bekommen. Das passierte in meinem Test auch tatsächlich nach nur knapp einer Minute. So weit, so gut.

Doch wer ist überhaupt die Zielgruppe dieses – meiner persönlichen Meinung gemäß will ich es mal nennen: – Schwachsinns? Ich denke, esoterisch angehauchte Menschen, die aber nicht als abergläubisch gelten wollen. Und so ist auch die Reihenfolge der drei E-Bücher auf­gebaut. »Schlüssel« klingt geheimnisvoll, und Geheimnisse ver­kau­fen sich eigentlich immer gut. Das kennen wir von »The Secret«. Beim zweiten Werk wird es »magisch« und das dritte ist dann – na, dem Universum sei Dank! – »wissenschaftlich«.

Interessanter Weise ist die Reihenfolge der PDF-Dateien in der E-Mail, mit der man die Links dazu mitgeteilt bekommt, umgekehrt. Ist das gewollt? Ich habe die erste davon mal kurz überflogen, also »Die Wissenschaft des Reichwerdens«. Nun, erstens ist das gar nicht von dem Herrn geschrieben worden, der die Website betreibt, sondern von einem Wallace D. Wattles. Und zweitens steht da nun wirklich nichts drin, was man nicht auch schon bei Dr. Joseph Murphy, Dale Carnegie oder anderen Strategen des Positiven Denkens hätte lesen können: Geist über Materie (mind over matter), Visualisierungen, Affirmationen. – Gähn!

Nicht, dass ich bezweifeln würde, dass man mit seinen eigenen Gedanken, Gefühlen und Einstellungen seine Erfahrungen und letztlich sein Leben steuert. Das wusste schon der römische Kaiser und Philosoph Marcus Aurelius. Oder Goethe: Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdet’s nicht erjagen.

Aber wenn es (ganz allgemein gesprochen) reichen würde, ein paar E-Books zu lesen oder eine DVD anzuschauen, dann müsste es doch keine Coaches und Erfolgstrainer geben, die Seminare für viel Geld verkaufen und die Teilnehmer möglicherweise in eine Abhängigkeit führen. Denn natürlich wirst du nach dem Grundseminar noch kein Millionär und überg­lücklicher, erfolgs­verwöhnter Mensch sein. Da braucht’s schon noch ein paar weitere Aufb­au­se­mi­na­re, die (nach meinem den Coaching-Markt betreffenden Kenntnis­stand) natürlich auch immer teurer werden.

Und Herr Wolfram Andes, der Betreiber der an­ge­spro­che­nen Website, hat sicher­lich auch nicht einfach nur ein paar PDF-Dateien zu verschenken und lebt ansonsten von Luft und Liebe. Oder von der Güte des Universums. Nein, er bietet außer Erfolgscoaching auch noch MLM (Multi-Level-Mar­ke­ting)/Netz­werk­mar­ke­ting an über seine diversen weiteren Websites. Ach ja, abnehmen kann man bei ihm auch noch, denn Abnehmen beginnt im Kopf.

Mit dem guten Glauben von Menschen, die nach Erfolg, Glück und Reichtum streben, aber bisher nicht so ganz ihre Ziele erreicht haben, lässt sich eben gutes Geld verdienen (auch wieder ganz allgemein gesprochen). Das Geld der Verzweifelten.

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