Schach ist ein schwieriges Spiel, finde ich. Jedenfalls schaffe ich es nicht, das Computer-Schachprogramm zu besiegen. Einen Menschen im Schach zu besiegen, würde mir vermutlich ebenfalls nicht gelingen. Ich habe das lange nicht mehr getestet. Aber als Jugendlicher musste ich mich oft genug gegen ältere und offensichtlich erfahrenere Spieler geschlagen geben. Weil wir aber immer Tee dabei tranken, duftende Räucherstäbchen abfackelten und lässige Musik laufen ließen, war das Verlieren nicht dermaßen tragisch für mich, dass ich Selbstmord begangen hätte oder so etwas.
Ihr müsst wissen, dass ich im Bergischen Land wohne, genauer gesagt in Remscheid, und zwischen Remscheid und Solingen gibt es die Müngstener Brücke, welche die beiden Städte per Eisenbahn miteinander verbindet. Und diese Brücke übt eine magische Anziehung auf Selbstmörder aus. Sogar ein Klassenkamerad von mir ist da runter gesprungen, damals in den neunzehnhundertsiebziger Jahren. Aber nicht wegen eines verlorenen Schachspiels. Sondern, weil der unter Depressionen litt oder so. Vielleicht, weil er keine Freundin hatte. Oder weil er sich nicht traute, unsere hübsche Bio-Lehrerin anzusprechen, die ihn sowieso abgewiesen hätte, den armen Wicht. Ich weiß es aber nicht so genau.
Na ja, weil Schach irgendwie unmodern geworden ist und ich mich schämen würde, meine mangelhafte Spielstärke offenzulegen, spiele ich nicht gegen Menschen, sondern gegen den Computer. Ja, ich bin schon etwas besser geworden, aber der Sausackrattenschweinepimmannsackcomputer schlägt mich immer noch. Das ist voll blöd. Vielleicht sollte ich einfach mal Räucherstäbchen anzünden und mir eine famose Musik während des Spielens anhören.