Mehl ins Getriebe

Die Krankheit

Der Penner, der hinter mir an der Kasse drei Tüten billigen Rotweins auf das Band legte, stank wie Sau, und die Kassiererin rümpfte die Nase, und ich trat zwei, drei Schritte weg von ihm, Dreckschwein, Penner, Süchtiger, Alkoholkranker, der doch nur

ein Spiegelbild ist unserer
dreckigen, verkommenen Drecks-Deliriums-Gesellschaft, unserer Gemeinschafts-

Krankheit.

Sünde

Alles Schlechte, das ich getan habe, alles Böse und Schlimme und Gemeine, ich kann es nicht ungeschehen machen, ich kann es nicht rückgängig machen, ich kann es nicht ausbessern, ich kann es nicht wiedergutmachen, es klebt an mir, es haftet mir an, ich kann es niemals wieder loswerden, ich habe es getan, und ich muss damit klarkommen, ich weiß nur nicht wie, und kein am Kreuz gestorbener Jesus Christus kann es auf sich nehmen, kann es mir abnehmen, denn ich habe es getan, es ist meine Schuld, ich funktioniere schlecht, ich bin defekt, fehlerhaft, und meine Sünden gehören

zu mir.

Reißwolf

Ich weiß, ich weiß: einen Reißwolf nennt man heutzutage eigentlich Aktenvernichter. Aber das ist ein Scheißwort. »Reißwolf« ist viel plastischer, viel bildhafter. Ein Wolf, der mit seinen scharfen Zähnen das Opfer zerreißt. Wundervoll, diese Gewalt! Es bleiben nur Fetzen übrig. Das Original ist nicht rekonstruierbar. Eine endgültige Zerstörung. Alles wird zerrissen und zerfressen und zerschnitten. Wow, wie sexy!

Ich stelle mir vor, wie ein Wolf meine Erinnerungen zerreißt. Ich finde Gefallen an diesem Sterben. Endlich werde ich diese ganze alte Scheiße los. Nur Fetzen bleiben übrig, Fragmente, alles wird undeutlich, verwischt, verschwommen. Es wird zusammenhanglos, unwirklich, bedeutungslos. Es wird leicht und schmerzfrei und sexy.

Ich werfe dem Reißwolf deine alten Briefe zum Fraß vor, deine ganzen an mich gerichteten Zettelchen, deine Liebesbekundungen, diesen ganzen alten Scheiß. Der Wolf schnappt sich alles, schlingt es in sich hinein, und ich bedaure, dass kein Blut aus dem Papierzeug hervorspritzt. Aber auch ohne Blut – diese Papierstreifen, diese Fetzen, diese zerstörten Erinnerungen, diese Unwiederbringlichkeit, dieses Loslassen, das alles ist so leicht, so befreiend, so sexy, so ein gewaltvoller, unblutiger, papierner, blutiger, blutiger

Sex.

Hungertod

Ich habe schon beobachtet, wie hier in Deutschland Menschen sich weggeworfene Essensreste aus den Mülleimer fischten. Das hat mich ziemlich betroffen und traurig gemacht.

Es gibt aber Länder, wo selbst die Mülleimer keine angeknabberten Brötchen offerieren. Sondern wo Menschen an Unter- und der damit verbundenen Mangelernährung sterben. Und die Schuld tragen größtenteils die Großkonzerne der kapitalistischen Länder. Diese Zusammenhänge sind nicht ganz einfach zu verstehen, und ich befasse mich mit der Thematik noch nicht so sehr lange.

Zu wenig Nahrungsmittel gibt es jedenfalls nicht, das ist eine Lüge. Sie sind nur ungerecht verteilt. In den reichen Ländern wird so viel produziert, dass die Überschüsse regelmäßig im großen Stil vernichtet werden. Mehr noch: zum Beispiel Hühnchen werden bewusst überproduziert; die guten, teuer verkäuflichen Bestandteile im eigenen Land verkauft; die minderwertigen Teile als Billigfleisch nach Afrika exportiert. Damit entzieht man den dortigen Hühnerbauern ihre Existenzgrundlage, weil sie mit den ausländischen Dumpingpreisen nicht mithalten können.

Genauso schlimm: wertvolles Ackerland wird in den Entwicklungsländern dafür verwendet, Pflanzen anzubauen, die sich zu Bio-Treibstoff verarbeiten lassen, den man aus Devisengründen ans Ausland – also zum Beispiel Deutschland – verkauft. Der Anbau verzehrbaren Getreides für die eigene Bevölkerung, etwa Hirse, wird zurückgestellt.

Und noch Unfassbarer: die Spekulation mit Nahrungsmitteln an den Börsen!

Quellen und Links:

Hamster in der Mikrowelle, Pony im Wäschetrockner

Ach, an diesen winterlichen Noch-Herbst-Tagen, wo es draußen trüb und ganz tief drinnen noch viel trüber ausschaut, da kann man doch immer ganz gut längere Blogartikel lesen, wenn man schon selbst nur wenige Sätze auf die Kette bekommt und daher in der Sackmühle eh nur Gelegenheits-Gast-Bloggerin ist.

Also dann:
Das Pony im Wäschetrockner – Oder: Wie ich meine Eltern in die Gesellschaft einführte, Von Anne Reko

Viel Spaß!
Eure Susanna Karmesin
Susanna Karmesin

Adé, Deutsche Bank!

Adé, Deutsche Bank, und auf Nimmerwiedersehen!

Guten Gewissens kann man eigentlich kein Kunde der Deutschen Bank sein – einer Bank, die an der Finanzkrise 2008 eine Mitschuld trägt, die den rücksichtslosesten und umweltfeindlichsten Unternehmen Kredite gewährt und die in Rüstungsexporte involviert ist.

Dazu kommt noch die miserable Beratung. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bankfiliale, wo ich Kunde bin, versuchten vor ungefähr einem Jahr, mir Anlagen und Versicherungen zu verkaufen, die in keinem gesunden Verhältnis zu meiner damaligen finanziellen Lage standen. Obwohl sie das doch sicherlich bei einem Blick auf ihren mit meinen Daten gefüllten Bildschirm erkannt haben.

Nun kann man mich fragen, warum ich denn nicht schon längst von der Deutschen Bank weggegangen bin. Nun ja, es ging nicht. Aber im Januar wird mein Konto ausgeglichen sein. Ich freue mich schon, dann endlich kündigen zu können.

Ein neues Konto eröffnet habe ich schon. Bei der GLS Bank. Eine Alternative wäre die EthikBank gewesen.

Quellen:
www.wdr.de/tv/monitor/[…]/deutsche_bank[…]
www.tagesspiegel.de/[…]/wirtschaftskrise-deutsche-bank[…]
blog.zeit.de/[…]/eurokrise-vor-allem-die-banken-sind-schuld[…]
www.spiegel.de/[…]ohrfeige-fuer-die-deutsche-raffgierbank[…]
www.greenpeace-magazin.de/index.php?id=5643
www.focus.de/[…]/ruestungsgeschaefte-der-deutschen-bank[…]