Sack mir, wo die Mühlen sind

Computer-Bastelei

Heute habe ich nur 7,5 Stunden Arbeit auf die Reihe gekriegt und dabei so mittelmäßig viel geschafft. Am Abend habe ich mir einen Linux-Computer fit gemacht. Genauer gesagt: das Innenleben in ein anderes Gehäuse eingebaut. Der PC soll dann ins Wohnzimmer kommen und an die Stereoanlage angeschlossen werden. Und jetzt kommt’s:

Diese Büchse hatte immer schon Schwierigkeiten, hochzufahren, und heute klappte es schließlich gar nicht mehr. Ich dachte schon, das Mainboard wäre nun vollends defekt oder der BIOS-Baustein kaputt, aber nach langem Hin und Her fand ich den Fehler: es lag an dem Gehäuselüfter, also an so einem von mir eingebauten Ventilator. Nachdem ich den abgeklemmt hatte, fuhr der Computer hoch. Allerdings grauenhaft langsam. Das wiederum lag an den BIOS-Einstellungen, die ich zwischenzeitlich auf Standardwerte zurückgesetzt hatte – ich musste nur an verschiedenen Stellen das Caching wieder einschalten.

Jetzt habe ich einen alten, aber für die Zwecke ausreichend flotten Wohnzimmer-PC. Er muss ja nun wirklich nichts Besonderes können, nur Musik von USB-Sticks und CDs abspielen. Na ja, der Grafikkarten-Lüfter ist ein bisschen zu laut; vielleicht finde ich noch eine alte, passiv gekühlte Grafikkarte. Keine Ahnung, warum die Dinger immer so heiß werden, auch wenn man gar nichts Dolles macht.

Ja, sorry, da kommt jetzt keine Pointe oder so. Ich wollte euch das nur mal so erzählen. Computer sind eben total wichtige Wesen für mich.

Die Krankheit

Der Penner, der hinter mir an der Kasse drei Tüten billigen Rotweins auf das Band legte, stank wie Sau, und die Kassiererin rümpfte die Nase, und ich trat zwei, drei Schritte weg von ihm, Dreckschwein, Penner, Süchtiger, Alkoholkranker, der doch nur

ein Spiegelbild ist unserer
dreckigen, verkommenen Drecks-Deliriums-Gesellschaft, unserer Gemeinschafts-

Krankheit.

Sünde

Alles Schlechte, das ich getan habe, alles Böse und Schlimme und Gemeine, ich kann es nicht ungeschehen machen, ich kann es nicht rückgängig machen, ich kann es nicht ausbessern, ich kann es nicht wiedergutmachen, es klebt an mir, es haftet mir an, ich kann es niemals wieder loswerden, ich habe es getan, und ich muss damit klarkommen, ich weiß nur nicht wie, und kein am Kreuz gestorbener Jesus Christus kann es auf sich nehmen, kann es mir abnehmen, denn ich habe es getan, es ist meine Schuld, ich funktioniere schlecht, ich bin defekt, fehlerhaft, und meine Sünden gehören

zu mir.

Reißwolf

Ich weiß, ich weiß: einen Reißwolf nennt man heutzutage eigentlich Aktenvernichter. Aber das ist ein Scheißwort. »Reißwolf« ist viel plastischer, viel bildhafter. Ein Wolf, der mit seinen scharfen Zähnen das Opfer zerreißt. Wundervoll, diese Gewalt! Es bleiben nur Fetzen übrig. Das Original ist nicht rekonstruierbar. Eine endgültige Zerstörung. Alles wird zerrissen und zerfressen und zerschnitten. Wow, wie sexy!

Ich stelle mir vor, wie ein Wolf meine Erinnerungen zerreißt. Ich finde Gefallen an diesem Sterben. Endlich werde ich diese ganze alte Scheiße los. Nur Fetzen bleiben übrig, Fragmente, alles wird undeutlich, verwischt, verschwommen. Es wird zusammenhanglos, unwirklich, bedeutungslos. Es wird leicht und schmerzfrei und sexy.

Ich werfe dem Reißwolf deine alten Briefe zum Fraß vor, deine ganzen an mich gerichteten Zettelchen, deine Liebesbekundungen, diesen ganzen alten Scheiß. Der Wolf schnappt sich alles, schlingt es in sich hinein, und ich bedaure, dass kein Blut aus dem Papierzeug hervorspritzt. Aber auch ohne Blut – diese Papierstreifen, diese Fetzen, diese zerstörten Erinnerungen, diese Unwiederbringlichkeit, dieses Loslassen, das alles ist so leicht, so befreiend, so sexy, so ein gewaltvoller, unblutiger, papierner, blutiger, blutiger

Sex.

Hungertod

Ich habe schon beobachtet, wie hier in Deutschland Menschen sich weggeworfene Essensreste aus den Mülleimer fischten. Das hat mich ziemlich betroffen und traurig gemacht.

Es gibt aber Länder, wo selbst die Mülleimer keine angeknabberten Brötchen offerieren. Sondern wo Menschen an Unter- und der damit verbundenen Mangelernährung sterben. Und die Schuld tragen größtenteils die Großkonzerne der kapitalistischen Länder. Diese Zusammenhänge sind nicht ganz einfach zu verstehen, und ich befasse mich mit der Thematik noch nicht so sehr lange.

Zu wenig Nahrungsmittel gibt es jedenfalls nicht, das ist eine Lüge. Sie sind nur ungerecht verteilt. In den reichen Ländern wird so viel produziert, dass die Überschüsse regelmäßig im großen Stil vernichtet werden. Mehr noch: zum Beispiel Hühnchen werden bewusst überproduziert; die guten, teuer verkäuflichen Bestandteile im eigenen Land verkauft; die minderwertigen Teile als Billigfleisch nach Afrika exportiert. Damit entzieht man den dortigen Hühnerbauern ihre Existenzgrundlage, weil sie mit den ausländischen Dumpingpreisen nicht mithalten können.

Genauso schlimm: wertvolles Ackerland wird in den Entwicklungsländern dafür verwendet, Pflanzen anzubauen, die sich zu Bio-Treibstoff verarbeiten lassen, den man aus Devisengründen ans Ausland – also zum Beispiel Deutschland – verkauft. Der Anbau verzehrbaren Getreides für die eigene Bevölkerung, etwa Hirse, wird zurückgestellt.

Und noch Unfassbarer: die Spekulation mit Nahrungsmitteln an den Börsen!

Quellen und Links:

Hamster in der Mikrowelle, Pony im Wäschetrockner

Ach, an diesen winterlichen Noch-Herbst-Tagen, wo es draußen trüb und ganz tief drinnen noch viel trüber ausschaut, da kann man doch immer ganz gut längere Blogartikel lesen, wenn man schon selbst nur wenige Sätze auf die Kette bekommt und daher in der Sackmühle eh nur Gelegenheits-Gast-Bloggerin ist.

Also dann:
Das Pony im Wäschetrockner – Oder: Wie ich meine Eltern in die Gesellschaft einführte, Von Anne Reko

Viel Spaß!
Eure Susanna Karmesin
Susanna Karmesin