Mehl ins Getriebe

Kakao-Duft

Mein billiges und fast etwas nuttig riechendes Kokos-Duschgel von ja! ist aufgebraucht, und nun nehme ich zwei andere im Wechsel. Eines davon ist von Yves Rocher, also schon ein bisschen was Besseres. Auf der Plastikflasche steht: Kakao-Bohne aus Afrika.

Und ja, die Haut riecht davon angenehm dezent nach Kakao, recht edel eigentlich. Ich komme mir jetzt nach dem Duschen irgendwie wild vor. Ja, ich komme mir vor wie ein afrikanischer Buschmann mit kakaofarbener Haut, bekleidet nur mit einem Lendenschurz aus dem Leder eines eigenhändig erlegten Tieres und mit einem riesigen Wurfspieß in der Hand.

Zurück in die Realität: meine Haut ist natürlich weiß wie eh und je, und um mich wirklich sexy fühlen zu können, reicht ein süßlich-herber Duft nicht ganz aus. Da müsste vielleicht endlich mal der Bauch weg …

Sonnenlicht und Wasser

Wäre das nicht famos, wenn man allein von Sonnenlicht und Wasser leben könnte? So wie eine Pflanze? Ja, gut, sie braucht auch gewisse Nährstoffe, aber im Wesentlichen reichen ihr Licht und Wasser.

Kann man das nicht hinkriegen, dass das bei Menschen auch geht? Ich meine, heutzutage wird doch gentechnisch wie verrückt geforscht. Statt Schweinen menschliche Wachstumsgene einzupflanzen oder Schafe zu klonen, wäre es doch vielleicht sinnvoller, uns Menschen pflanzliche Gene zu verpassen, hm? Sonne und Wasser, das wär’s doch. Keine Massentierhaltung mehr. Keine gentechnisch veränderten Pflanzen mehr. Keine Patente auf Saatgut. Alles das wäre überflüssig.

Aber ich höre schon ganze Industriezweige stöhnen und jammern und vor (Phantom-)Schmerzen schreien. Die Manager so mancher Großkonzerne würden arbeitslos werden, die Aktionäre müssten am Hungertuch nagen, und die Milliardengewinne der Ausbeuter-Unternehmen auf Kosten der Natur/Umwelt/Tierwelt, der Dritte-Welt-Länder und der Allgemeinheit wären Geschichte.

Wie furchtbar!

Tiermensch

Der folgende Text ist ein reines Gedankenspiel. Ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich keine Gewalt befürworte. Der Text ist Fiktion, wie auch ein Krimi oder Horror-Roman Fiktion ist. Bestimmte Vorstellungen dürfen nie in die Tat umgesetzt werden. Wir Menschen verfügen über Vernunft, mit deren Hilfe schädliche Triebe und negative Emotionen kontrolliert werden sollten. Dies ist die Grundvoraussetzung für ein friedliches Zusammenleben – im Idealfall nicht nur unter uns Menschen, sondern mit allen Kreaturen. Insofern versuche ich auch, vegetarisch zu leben (Pflanzen verfügen nach heutigem Stand der Wissenschaft wahrscheinlich nicht über ein Bewusstsein und sind nicht leidensfähig), was mir leider nicht durchgängig und konsequent gelingt. Aber ich bemühe mich immer wieder aufs Neue.

Tiere drangen in meine Welt ein. Wilde, verrückte Tiere. Böse Tiere, wenn man so will. Ich musste mich gegen sie wehren. Ich musste sie töten. Ich musste selbst zum Tier werden. Ich bin ein Tier.

Ich hoch entwickeltes Säugetier kann über mich selbst nachdenken. Über das Gute und Böse, was ich getan habe oder tue. Das ist ein Fluch. Ich habe ein Gewissen. Doch ich will gar nicht nachdenken, sondern einfach nur töten, anderen Tieren den Garaus machen, ohne Reue, ohne Gewissensbisse, ohne Bedauern. Ich will Fleisch aufreißen, riesige Wunden erzeugen, Leben in Tod verwandeln und Blut aus den Wunden schlürfen, Blut, Blut.

Eine Raubkatze sein. Ein Raubvogel sein. Ein Jäger sein. Schnell und brutal und ohne Gewissen. Ich will es genießen können. Ich will den Geschmack des Blutes nach Eisen genießen. Blut schmeckt immer irgendwie nach Eisen. Es schmeckt nach Leben und es schmeckt nach Tod. Man muss es einfach mögen.

Tiere kommen nicht ins Gefängnis, wenn sie andere Tiere getötet haben. Mensch zu sein ist unvorteilhaft. Ich will ein Tier sein.

Zu früh

Heute bin ich viel zu früh aufgewacht. Ich musste zur Toilette, habe danach schon mal den Computer angeschaltet und E-Mails abgerufen, fühlte mich aber dann doch zu müde, um schon richtig zu arbeiten und legte mich wieder ins Bett.

Um zehn Uhr begann ich dann wie gewohnt meinen Arbeitstag, aber ich fühle mich noch ein bisschen bematscht in der Birne. Tja. Wenn man von alleine wach wird, sollte man ja eigentlich auch aufstehen. Die zusätzliche Stunde Schlaf hat mir aber doch irgendwie gut getan, und außerdem werde ich nach meiner ersten Tasse Kaffee bestimmt so wach, konzentriert und leistungsfähig sein wie immer.

Aber dass die Sonne nicht scheint, ist blöd. In den letzten Tagen hat sie mir morgens immer ins Gesicht geschienen, und da fand ich es in Ordnung, viel zu früh wach geworden zu sein.

Die Verwandlung

Ich habe mich verwandelt. »Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.« – Nein, nicht so wie der Typ in der Erzählung von Franz Kafka habe ich mich verwandelt. Zum Glück nicht so. Sondern folgendermaßen:

Ich galt früher als still, zurückhaltend, sanft und sensibel. »Schüchtern« wäre wohl die treffendste Beschreibung gewesen. Und diese charakterliche Verformung hatte ihre Ursache in meiner beschissenen Erziehung, in dieser Überbeschütztheit, dieser Tabuisierung in allen Bereichen. Mein Vater musste natürlich Geld verdienen und ging seiner Berufstätigkeit nach, und meiner Mutter oblag die Erziehung. Das war das Schlimmste, was mir passieren konnte: von dieser krankhaft ängstlichen und verkorkst religiösen Frau erzogen – oder besser gesagt: nicht erzogen oder beschissen erzogen – zu werden.

Im Zivildienst, als ich geistig behinderte Menschen zu betreuen hatte, löste sich meine Schüchternheit ganz gut, und im späteren Berufsleben nach und nach immer noch ein bisschen mehr.

Heute gelte ich als unwirsch, ungeduldig, nervös und aggressiv. Das ist das genaue Gegenteil vom damaligen Torsten, der Abende lang auf dem Sofa sitzen, Tee schlürfen und Art-Rock hören konnte und in Anwesenheit mehr oder weniger fremder Menschen kaum den Mund aufbekam. Und mein heutiger Charakter ist ebenfalls nicht optimal, klar. Vielleicht pendelt es sich in späteren Jahren so ein, dass ich als feundlicher, ausgewogener, in sich ruhender, aber trotzdem geradliniger und zielstrebiger Typ beschrieben werden kann. Wir werden sehen.

Wie dem auch sei: Es fällt mir heutzutage wesentlich leichter, auf Menschen zuzugehen. Ich habe keine Angst mehr, vor Menschen zu sprechen. Ich bin selbstbewusst. Es ist mir einigermaßen egal geworden, was andere Leute von mir denken könnten. Ich vertrete meine Meinung, manchmal ziemlich dominant; aber dennoch bin ich immer offen für andere Ansichten und versuche, Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten. Ich bin flexibel und will es immer bleiben. Es darf keine Ruhe, keinen Stillstand geben. Ich bin mir nicht zu schade, meine Ansichten aufgrund von Anregungen seitens anderer Menschen zu revidieren. Stillstand im Denken ist der Tod.

Also, was will ich mehr? Keine Ahnung. Sagen wir mal: Es gibt immer etwas zu verändern, zu verbessern und zu erneuern. Wir werden sehen.

»Eine Schlange, die sich nicht häutet, stirbt.«
— Friedrich Nietzsche

Das Märchen vom Sackmüller

In einer Zeit, als das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein Müller namens Torsten Sackmüller. Er war aus dem Land der Wikinger ins Bergische Land gekommen und betrieb eine Mühle, die halb in einem riesigen Sack steckte und deshalb »Sackmühle« genannt wurde.

Eines Tages kam ihm der Wunsch in den Sinn, eine – sagen wir: brauchbare – Frau möge doch vom Himmel geradewegs in seine Mühle hinein fallen. Und weil damals Wünsche in Erfüllung gingen, und zwar sehr, sehr schnell, schwebte schon einen Tag später ein Heißluftballon aus der Ferne auf die Sackmühle zu. Immer näher, immer näher.

Und dann gab es einen lauten Krach, denn der Heißluftballon war zu tief geflogen (oder gefahren, wie es möglicherweise korrekt heißt) und hatte sich in den Windmühlenflügeln verfangen, wodurch sowohl der Ballon mitsamt Korb als auch die ganze Mühle in Einzelteile zerlegt wurden.

Eine verzweifelte junge Frau, die zum Glück unverletzt und dazu noch wunderhübsch war, stieg zwischen den Trümmern hervor und sprach: »Alter Schwede, das tut mir aber Leid jetzt. Aber ich werde dir für die zerstörte Mühle zehn neue bauen lassen. Ich bin eine Prinzessin und habe Geld bis zum Abwinken, also mach dir keine Sorgen.«

Torsten aber schrie erbost: »Norweger, nicht Schwede! Und alt auch nicht, jedenfalls fühle ich mich nicht so und sehe auch nicht alt aus! Und die Mühle ist gar nicht so wichtig; aber der Sack hingegen, in den die Mühle halb eingewickelt war, der ist unersetzlich! Es war nämlich ein Wunschsack, und zwar ein Einzelstück! Dieser Sack hat mir alle meine Wünsche erfüllt, und nun ist er kaputt, zerrissen, zerfetzt!«

Angesichts solch unhöflichen Benehmens wurde auch die sonst eher zurückhaltende Prinzessin recht ärgerlich und schimpfte: „Halt die Fresse, Sacknase!“ Und schon war sie verschwunden, und der Müllsack, nein Sackmüller sah sie nie wieder.

Schade eigentlich.

Stäbchen und Messer

In China essen die Leute mit Stäbchen. Und ich weiß auch warum: sie sind unfähig, alltagstaugliches Besteck herzustellen. Siehe Foto. Da lobe ich mir doch die deutlich teurere, aber auch deutlich bessere Solinger Qualität, zum Beispiel. Ich kann zwar eigentlich auch ganz gut mit Stäbchen essen. Nur Brote zu schmieren ist damit eher schwierig.

Made in China

Made in China