Wir sind so durch den Wind

Zitat der Woche: Bürgergesellschaft

»Individuelle Wohlhabenheit und individuelle verfügbare Zeit müssen sich mit bürgerschaftlicher Gesinnung verbinden, um zu einer Bürgergesellschaft zu gelangen. Diese Gesinnung wurde über lange Zeit vernachlässigt und in der sozialistischen Gesellschaftsordnung sogar geächtet. Deshalb muss sie nun von Politik, Medien und Bildungseinrichtungen besonders gefördert werden.«

– Meinhard Miegel, Die deformierte Gesellschaft, Ullstein, ISBN 978-3-548-36440-7

Ich stimme mit Herrn Miegel überein: Weder Politik noch Großkonzerne sollten die gesamte Gewalt über den Großteil der Bereiche des öffentlichen Lebens haben, sondern die Bürger. Dafür müssen die Bürger aber auch an Politik interessiert und bereit sind, einen Teil ihrer Zeit und finanziellen Mittel – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – der Allgemeinheit zugute kommen zu lassen. Politik und Wirtschaft werden aber meiner Meinung nach kaum ein Interesse daran haben, freiwillig auf Machtanteile zu verzichten. Es muss also massiver Druck ausgeübt werden – selbstverständlich friedlich und im Rahmen der demokratischen und gesetzeskonformen Möglichkeiten.

Mops

Es gibt ja durchaus ansehnliche Tiere, und es gibt auf jeden Fall auch hübsche Hunde. Aber warum müssen sich Leute ausgerechnet den hässlichsten Hund kaufen, den man sich vorstellen kann – einen Mops? Dieses plattgedrückt aussehende Gesicht, der komische kurze Schwanz, der sich manchmal wie bei einem Schwein ringelt, die krummen, kurzen Beine – was soll denn daran schön sein?

Gestern auf einer Party waren Menschen, die solch einen Hund hatten, eine Mopsdame. Und die hatte natürlich nichts Besseres zu tun, als mich zu beschnuppern und irgendwann auch den Anspruch an mich zu stellen, sie zu streicheln. Ich habe sie selbstverständlich weggeschubst mit den Worten: »Hau ab!«, und in die Runde gesagt, wenn man einmal anfinge, so ein Tier zu streicheln, würde man es ja nie mehr loswerden. Als das Viech immer wieder ankam, knurrte ich es böse an, und es knurrte zurück, war aber doch etwas ängstlich, weil ich halt besser und böser knurren konnte, und schließlich war Ruhe.

Katzen legen so ein aufdringliches Verhalten selten an den Tag, Ratten auch nicht. Große Hunde, vielleicht Mischlinge aus Schäferhund und noch irgendwas, finde ich ja schon ganz in Ordnung, mit denen kann man gut rangeln und um ein Handtuch kämpfen oder so, und die Kraft, die sie im Nacken und im Gebiss haben, ist enorm, alle Achtung! Und wenn man dann sagt: »So, Schluss jetzt, ich habe keine Lust mehr«, dann lassen sie einen in Ruhe und legen sich irgendwo auf den Boden. Jedenfalls ist das so meine Erfahrung. Und die haben hübsche Gesichter mit einer langen Schnauze und sie haben hohe Beine und einen langgestreckten Körper. So ähnlich wie wilde Hunde oder auch Wölfe. Und Wölfe empfinde ich als sehr, sehr schöne Tiere.

Aber Möpse? Boh näh, echt jetzt nicht, geh weg damit!

Blut

Da ist

so viel Blut
so viel Leid
und ich verursache es
und du verursachst es

vielleicht ohne es zu wollen
ganz bestimmt ohne es zu wollen
aber du verursachst es
und ich verursache es

dieses ganze Leid
dieses ganze Blut

und es wird vielleicht erst aufhören
wenn die Erde nicht mehr

existiert

Hauptquartier

Ich habe mein Hauptquartier zerstört, und das hat total Spaß gemacht. Ich bin ein Deserteur, ein Saboteur, und das ist total lustig. Ich rüste auf, meinen Computer, meine Panzer, meine Kampfroboter, und dann greife ich das eigene Lager an und zerstöre das eigene Hauptquartier.

Wer ist der Feind, und sind wir nicht selbst unsere ärgsten Feinde? Lohnt es sich denn nicht, gegen sich selbst zu kämpfen, wenn es doch keinen Feind gibt außer den inneren Feind? Soll man denn nicht kämpfen, nachdem man erkannt hat, dass es keinen Feind gibt außer die eigene Person? Ich versammele die Infanterie, die Kavallerie, die Artillerie, ich konzentriere die Kräfte, alle Streitkräfte, ich greife das eigene Hauptquartier an, ich greife meine Zentrale an, ich greife mich selbst an, und

man wird sehen

was der Sieg

bringen

wird.

Was mich nicht anstrengt

Was mich nicht oder nur geringfügig anstrengt und mir halbwegs Spaß macht, ist Folgendes:

  • Kaffee kochen
  • schlafen
  • Kaffee trinken
  • im Bett liegen
  • ím Bett liegend Kaffee trinken
  • im Bett liegend lesen
  • vor mich hin dösen, am besten im Bett
  • Tee kochen
  • im Bett liegend Tee trinken und ein paar Seiten in einem Buch lesen
  • Filme glotzen, auch außerhalb des Bettes
  • Fressalien einkaufen gehen
  • in der Mittagspause was essen
  • in der Kaffeepause Kaffee trinken
  • rumgammeln
  • abchillen
  • aus dem Fenster schauen
  • kurze (aber wirklich kurze) Gedichte schreiben
  • telefonieren (wenn es nicht zu lange dauert)
  • spazieren gehen (aber das Wetter muss gut sein)
  • Kuchen futtern, den andere Menschen gebacken haben

Anstrengend, lästig und bei mir unbeliebt sind Dinge wie … ach, weiß nicht … Blogartikel schreiben und so’n Scheiß …

Stück vom Kuchen

Ich bin solche Diskussionen einfach so leid, wo der Gesprächspartner über die schlechte oder in der Untergrabung befindliche Demokratie motzt, Globalisierung und die damit verbundene Ausbeutung nicht-industrialisierter Länder furchtbar findet und den Kapitalismus anprangert – womit ich in allen Punkten übereinstimme – dann aber erzählt, einen Aktienfond-Sparvertrag bei der Deutschen Bank zu haben (wenn auch über einen Finanzberater, was ich aber nicht als Entschuldigung akzeptieren kann). Bei der Deutschen Bank, die mit Lebensmitteln spekuliert oder das zumindest in der Vergangenheit getan hat, Kredite an Uranabbau-Unternehmen vergibt und in Kriege verstrickt ist!

Und wenn man dann erwähnt, dass es schließlich auch Banken gibt, die Kredite an soziale oder umweltverträgliche Projekte vergeben und nach ethischen Grundsätzen handeln, muss man sich anhören, da seien aber bestimmt die Renditen geringer und Ethik müsse hinten anstehen, wenn es um die eigenen Sparziele gehe (so dem Sinn nach).

Aha. »Kapitalismus ist total verwerflich, aber ich will ein Stück vom Kuchen abhaben.« Alles klar. Da bleibt nichts anderes übrig, als die Diskussion zu beenden, völlig auszurasten oder – sachlich, aber bestimmt – Prügel vom Windmühlenflügel auszuteilen.