Der frühe Vogel ist aller Laster Anfang.
Vor dem Konzert
Letzen Morgen träumte ich, ich befände mich im Eingangsbereich einer Konzerthalle. Ich musste noch Karten an der Kasse besorgen. Ein alter Schulfreund von mir, der gerade aufkreuzte, drückte mir zwanzig Euro in die Hand und sagte, ich solle doch gleich noch was zu Trinken besorgen. Ich fragte, was denn gewünscht sei, und er nannte Likör als das Getränk der Wahl, vielleicht drei Flaschen oder so.
Ich würde also selbst auch noch einen Zehner dazulegen müssen, aber ich hatte nur noch zehn Euro, die gerade ausreichen würden, meine Eintrittskarte zu bezahlen. Außerdem hatte ich nicht gerade viel Lust auf Alkohol, aber na schön. Jedenfalls ist es immer dasselbe: das Geld reicht irgendwie nicht aus.
Noch nicht mal im Traum.
Die Quellen
»Wer den Flüssen wehren will, muss die Quellen verstopfen«, so lautet ein, ich glaube, chinesisches Sprichwort. Sollte man also als guter Demokrat nicht versuchen, sich gegen rechtspopulistische Propaganda zu wehren, und zwar möglichst frühzeitig? Ist es falsch, Plakate abzureißen, auf denen gegen Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen, polemisiert wird: »Bürgermut stoppt Asylantenflut«?
Ja, es ist Sachbeschädigung. Und das Zerstören von Plakaten von Parteien, die einem aus anderen Gründen nicht in den Kram passen, lehne ich ab. Demokratie heißt auch Meinungsfreiheit. Aber wo die Meinungsfreiheit missbraucht wird, um gegen Schutz suchende Menschen Stimmung zu machen, sehe ich einen Verstoß gegen unser Grundgesetz. Denn es garantiert politisch Verfolgten die Aufnahme.
Ich kann nicht verstehen, dass gute Demokraten, die versuchen, sich gegen rechte Kräfte zu wehren, kriminalisiert und möglicherweise vom Verfassungsschutz erfasst und überwacht werden. Ich kann nicht verstehen, dass es Parteien wie Pro NRW überhaupt erlaubt ist, derartig Menschen verachtende Sprüche überall öffentlich aufzuhängen.
Die Partei Die Linke plädiert auf einigen ihrer Wahlplakate dafür, Flüchtlingen zu helfen anstatt sie ertrinken zu lassen. Diese Einstellung sagt mir wesentlich mehr zu. Sie entspricht meinem Demokratie- und Humanitätsverständnis.
Deutsch für Anfänger: ansicht gut
»Das gerät ist ansicht gut aber man kann denn akku nicht laden sende es zurück«
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Deutsch für Anfänger: zurich geschichet
»di ware sind zurich geschichet bit di betrage zuch sestsat«
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Stuhlproben
Zu einer ganz normalen Routine-Vorsorgeuntersuchung gehört es, zumindest wenn man ein bestimmtes Alter überschritten hat, offensichtlich dazu, dass man Urin und Kot abgeben muss. In einen Becher zu strullen finde ich nicht gar so fies, aber das mit den Stuhlproben, das ist schon eklig.
An drei Tagen hintereinander muss man das machen. Man bekommt für diesen Zweck so kleine Papp-Heftchen, die man an der einen Seite öffnet. Dann sieht man zwei kreisförmige Einbuchtungen, und dort hinein muss man seine braune Masse schmieren. Die entnimmt man unmittelbar nach dem Stuhlgang der Toilette mit kleinen Spateln, die zu dem Test-Set dazugehören.
Also, heute Morgen war der erste Tag, an dem ich das machen musste. Ganz so schrecklich, wie ich gedacht hatte, war es dann doch nicht. Aber immer noch schlimm genug für mich. Ich habe nach dem Händewaschen erst mal schön geduscht. Danach habe ich mir zur Belohnung für das Überstandene ein leckeres Käffchen gekocht. Und habe mich gefreut, dass ich nun schon mal ein Drittel der Gesamtprozedur geschafft hatte.
Aber da sind noch zwei weitere Heftchen zu füllen, bevor ich nach dem dritten Tag endlich alles hinter mir habe …
Barfuß
Heute Morgen habe ich geträumt, ich hätte zu jemandem gesagt, der meine nackten Füße sah: »Ich laufe fast immer barfuß.« Irgendwann nach dem Aufwachen dachte ich an diesen Traum und an andere Träume in der Vergangenheit, wo ich mich barfuß laufen sah, und zwar auf der Straße. Das Gefühl dabei war eigentlich immer gut, irgendwie befreit.
Natürlich stimmt es nicht, dass ich fast immer barfüßig herumlaufe. Aber in der Wohnung schon, wenn es im Frühling oder Sommer warm genug dafür ist. Auch im Garten verzichte ich öfters auf die Schuhe. Im Winter eile ich sogar mit nackten Füßen und hochgekrempelten Hosenbeinen durch den Schnee zur Kompostkiste.
Es stimmt schon: ich vermeide es, wo es nur geht, kleidungsmäßig zu sehr eingeengt zu werden. Rollkragenpullis finde ich abscheulich, Krawatten ebenso, am Hemd darf der oberste Knopf niemals zu sein, Hüte und Mützen setze ich selbst im Winter nicht auf den Kopf (es ist ja selten kälter als fünf Grad unter Null), Handschuhe besitze ich gar nicht, und Socken und Schuhe lasse ich, wie gesagt, ebenfalls weg, wenn es machbar ist.
Das klingt doch toll, oder? Wie ist es mit euch?