Sack mir, wo die Mühlen sind

Hinterm Mond

Meine Eltern leben irgendwie so ein bisschen hinterm Mond. Sie haben zum Beispiel immer noch einen analogen Telefonanschluss, also kein ISDN. Von einem Internet-Anschluss ganz zu schweigen.

Und ich frage mich, wie ich im Alter sein werde. Wenn fast alle Menschen als Cyborgs rumlaufen, mit elektronischen »Enhancements« überall am Körper, vielleicht mit implantierten Chips unter der Haut und einer Buchse am Kopf, mit der sie ihr Gehirn direkt mit dem Hypergrid (Internet war gestern) verbinden können. Wie werde ich dann damit umgehen? Ich werde das Zeug wohl an mir nicht haben wollen.

Der letzte Non-Cy-Guy. Total hinterm Mond.

Sonnenblumenöl

Letzten Samstag kaufte ich im Discounter (Was ist eigentlich Supermarkt, was Discounter? Ich verstehe die Unterschiede nicht.) Öl zum Braten. Ich hatte schon das Pflanzenöl, das zu hundert Prozent aus Rapsöl bestand, von einem Billighersteller stammte und in Plastikflaschen abgefüllt war, in der Hand, aber dann fiel mein Blick auf das preislich reduzierte Sonnenblumenöl von Thomy. Hm, gleicher Preis, gleiche Füllmenge. Warum dann nicht das Markenöl kaufen, das dazu auch noch in Glas- statt Kunststoffflaschen angeboten wurde!

Heute habe ich die neu erworbene Flasche angebrochen und mir Champignons in dem Öl gebraten. Nach dem Essen schaute ich mir das Flaschenetikett etwas genauer an, und was musste ich sehen? Thomy wird von Nestlé hergestellt! Und ich pflege Nestlé eigentlich zu boykottieren!

Echt dumm gelaufen.

Authentisch

Wie authentisch kann und darf ich sein? Im engen Freundeskreis sicherlich so an die hundert Prozent, klar. Denn wer einen nicht so akzeptiert, wie man nun mal ist, kann natürlich auch kein echter Freund sein. Kurzer Abstecher zu Facebook: nein, fast alle der x-hundert Leute, die man gelistet hat, sind KEINE Freunde.

Zurück zur Authentizität: wie sehr darf ich denn ICH gegenüber den Kunden sein? Oh, ich erinnere mich noch an diverse Verkaufs­seminare, wo diese Echtheit, dieses Man-selbst-Sein regelrecht unterdrückt werden sollte. Zugegeben, sie liegen lange Zeit zurück, und heutzutage weht sicherlich ein kunden- und verkäufer­orientierterer Wind. Aber damals war es so, dass ein »seriöser« Verkäufer ohne Sakko und Krawatte undenkbar war. Kundengespräche wurden quasi auswendig gelernt. Einwandbehandlungen wurden in Rollenspielen trainiert. Und wenn man die Masche des Trainers haargenau übernahm – ja, dann sollte doch in Zukunft alles wunderbar laufen und die Kasse klingeln.

Kurz gesagt: man musste sich immer verstellen. Wahrscheinlich war ich deswegen auch nicht sehr erfolgreich. In meiner freiberuflichen Selbst­stän­dig­keit habe ich das alles abgeschüttelt. Endlich kann ich so sein, wie ich bin. Ich kann Jeans und Sweat-Shirts tragen. Ich kann zwischendurch auch mal was Albernes sagen, ohne dass die fachliche Ernsthaftigkeit leidet. In Maßen kann ich auch einmal Klartext reden. Mir hat das selten jemand übel genommen. Ich glaube, ein Geschäftspartner will einen fairen, ehrlichen und freundschaftlichen Typen vor sich haben, aber keinen duckmäuserischen Jasager.

Und so will ich in allen Lebensbereichen sein: ich selbst! Mit meinen vielen Stärken und natürlich auch ein paar Schwächen oder Makeln. Aber ich will keine Maske tragen, ich will keinen Anzug tragen und ich will nichts sagen, hinter dem ich nicht stehe.

Und das muss ich auch gar nicht.

Hängen geblieben

Manchmal bleibt was im Gedächtnis hängen, manchmal man selbst in der Schule, aber manchmal auch ein Blogartikel im Entwurfsstatus. So ist es mit der letzten 2009er-Folge von Mein wildes Leben passiert und mit einem Miniartikelchen. Da die Sackmühle momentan nicht gerade den Wichtigkeitsstatus A in meinem Leben hat, ist mir das auch gar nicht weiter aufgefallen. Heute aber doch, und ich habe diese beiden Sachen nachträglich veröffentlicht. So weit, so gut.

2013 wird sicherlich ein gutes Jahr in so mancher Hinsicht – aber auch für die Sackmühle? Ehrlich gesagt: ich weiß es nicht. Ich habe nur noch wenig Lust. Ich penne lange, arbeite dafür bis in die Abendstunden und sitze dabei den ganzen Tag am Compi. Aber dann noch private Blogartikel schreiben?

Ja gut, ich mag es ja, Menschen zu unterhalten. Einerseits. Andererseits sind mir Menschen aber auch irgendwie egal. Das ist paradox, das ist ambivalent, das ist verrückt. Ich bin eine Maschine, deren Betriebssystem die installierten Anwendungsprogramme nicht versteht. Ein Organismus. Eine Bio-Maschine, die vielleicht irgendwann einmal völlig Amok läuft. Oder die einfach eines Tages hängen bleibt oder schon hängen geblieben ist, von Geburt an, wenn wir die Konstruktion einmal »Geburt« nennen wollen.

Zurück zur Sackmühle: Sie hatte einmal unter einem anderen Namen begonnen, während einer frustrierenden Lebenssituation, und ist dann zu einer Art Experiment geworden: Wie macht man ein Blog bekannt und beliebt; wie wird es gut per Suchmaschinen gefunden; welche Themen interessieren welche Leserschaft; wie aktuell müssen Artikel sein, um schnell gute Suchmaschinen-Platzierungen zu erreichen; wie lange halten sich Artikel auf den vorderen Suchergebnis-Plätzen; und ist es sinnvoll, auch alte Artikel veröffentlicht zu lassen?

Na gut, das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte: diese ganzen Überlegungen sind letztlich ein Haschen nach dem Wind, und das Beiseitelassen rationaler Überlegungen und stattdessen das emotionale Genießen des Augenblicks während des Schreibvorgangs ist manchmal einfach wohltuend. Und wenn Leserinnen und Leser Kommentare hinterlassen, freue ich mich. Und ich lese manchmal deren Artikel, aus meiner angeborenen Neugierde heraus. Und einige Bloggerinnen und Blogger habe ich im Laufe der Zeit richtig lieb gewonnen.

Ich weiß nicht genau, was wir Menschen sind. Maschinen, Simulationen, Biologische Organismen oder Kreationen Gottes, keine Ahnung. Auf jeden Fall sind wir soziale Wesen. Wahrscheinlich blogge ich deswegen, und wahrscheinlich werde ich es deswegen auf Dauer auch gar nicht mehr sein lassen können.

Bierdurst

Heute, so zum Abend hin, hatte ich Bierdurst, habe mir aber Tomaten- und Karottensaft gekauft. Die sollen sehr gesund sein, habe ich mir sagen lassen. Und einigermaßen lecker.