Kaufe nie die Mühle im Sack

Automatik-Gewürzmühle

Netto Marken-Discount sollte sich schämen, eine der schwachsinnigsten Energieverschwendungen zu bewerben, nämlich eine Design-Automatik-Gewürzmühle mit Batteriebetrieb.

Ist es körperlich denn so furchtbar anstrengend, eine mechanische Gewürzmühle mit gutem Keramik-Mahlwerk manuell zu betätigen? Ist der moderne Mensch so kraftlos, dass er die Drehung des Unterarmes schon nicht mehr hinbekommt? »Oh je oh je, ich habe gestern Pfeffer gemahlen, was habe ich heute für einen Muskelkater!« Oder: »Dieses ständige Gewürzmahlen hat meine Gelenke völlig verschleißen lassen!«

Natürlich ist auch Gehirnaktivität furchtbar anstrengend. Da kann es zwischendurch schon mal zu Aussetzern durch Erschöpfung kommen, und so werden Tausende ab dem kommenden Montag zu Netto rennen und sich gedankenlos diese batteriebetriebene Mühle kaufen. Aber Achtung: Batterien im Lieferumfang nicht enthalten.

Lebendig in die Tonne geschmissen

sterntv/tierquaelerei-in-einem-gefluegelmastbetrieb-von-wiesenhof

Ich mache jetzt mal ein Rollenspiel. Ich bin jetzt einfach mal ein Sprecher der Firma Wiesenhof. Bin ich in Wirklichkeit natürlich nicht. Los geht’s.

Stern TV, na klar. Da wird mal wieder kräftig polemisiert. Ein Tierschützer – wenn ich das schon höre – hat mit der Kamera dokumentiert, wie »gequälte« Küken lebendig in die Tonne geschmissen werden. Es ist gar von »Kadaver der Artgenossen« die Rede. Na prima, so wird einer unserer Zulieferer und damit unser ganzes namhaftes Unternehmen Wiesenhof in Misskredit gebracht.

Was soll denn diese Sentimentalität? Schließlich handelt es sich nicht um Hunde oder Katzen. Sollen wir uns etwa um jedes Küken einzeln kümmern? Da können wir aber schnell Konkurs anmelden. Und dann möchte ich die Damen und Herren Reporter und Tierschützer mal hören. Wenn Hunderte von Arbeitnehmern plötzlich auf der Straße stehen. In der Schlange vor der Agentur für Arbeit.

Von »tierquälerischen Auswüchsen der Massentierhaltung« ist gar die Rede. Ja, was sollen wir denn machen? Die Zeit zurück drehen? Wollen Sie im Mittelalter leben? Da ist man auch nicht zimperlich mit Nutztieren umgegangen, glauben Sie mir.

Außerdem: wem es nicht passt, der kann ja Gemüse fressen. Bitte sehr. Hält Sie doch niemand von ab. Aber ob Sie da gesünder leben, das wage ich zu bezweifeln. Ach so, stimmt ja, es geht Ihnen gar nicht um Ihre Gesundheit, es geht Ihnen ja um das Wohl der Produktionsgüter. Ach, Entschuldigung, Wohl der Tiere, wollte ich sagen.

Und jetzt wollen Sie mich entschuldigen. Ich habe Mittagspause und würde gern ungestört in unsere Kantine gehen. Guten Appetit!

Virus

Wir werden das Virus sein, die Viren-Kommune,
gemeinsam sind wir stark,
wir werden angreifen,
den Körper, den Feind zersetzen, zerstören.

Wir fressen uns durch bis zum Ende,
wir fressen das Gesunde, das Schöne, das Reine,
wir sind Zerstörung und Krankheit und Tod,
ja schließlich und letztlich Tod.

Das Leben ist schön, ja ja, mag sein,
doch der Tod ist schöner, der langsame Tod,
eine wundervolle Sinfonie, das ist er,
ganz langsam, getragen, bitter, in Moll.

Zwar sterben beim Tod des Körpers auch wir,
und wenn der Feind vernichtet wird,
dann gehen auch wir zu Grunde, ja schon,
doch egal, das wird der Spaß uns wert

gewesen

sein.

Zitat der Woche: Warum ich Erfolg habe

I’ve missed more than 9000 shots in my career. I’ve lost almost 300 games. 26 times, I’ve been trusted to take the game winning shot and missed. I’ve failed over and over and over again in my life. And that is why I succeed.

(Ich habe mehr als 9000 Würfe in meiner Karriere verhauen. Ich habe fast 300 Spiele verloren. Mir wurde in 26 Fällen zugetraut, das Spiel mit dem entscheidenden Wurf zu gewinnen, und ich hab’s verbockt. Ich habe immer und immer und immer wieder versagt in meinem Leben. Und das ist der Grund, warum ich Erfolg habe.)

– Michael Jordan

Fuddruckers

Google überarbeitet momentan Maps, und man kann die neue Version schon ausprobieren. Die lokale Suche mit detaillierten Angaben über regionale Anbieter soll stark erweitert werden.

Ich habe mir das Erklärungs-Video angeschaut. An einer Stelle tippt jemand einen Suchbegriff ein, es werden die Ergebnisse aufgelistet – und da hatte ich den Eindruck, es wäre »fuckers« dabei. Das wäre peinlich für Google, so etwas in eigener Sache bei ihrem YouTube zu präsentieren.

Also suchte ich die genaue Stelle, machte einen Bild­schirm­schnapp­schuss – und die Welt war wieder in Ordnung. Nix Versautes. Nur ein amerikanisches Hamburger-Restaurant.

fuddruckers

Ratskeller

Es ist Jahre her, Jahre Jahre Jahre, aber ich weiß es noch genau, ich habe es noch im Kopf, als ob es gerade gestern gewesen wäre: Ich wohnte in der Adolfstraße, Scheiß-Name, klar, ich war goddamn young und hatte Hunger, nix zu fressen im Hause, aber ein bisschen Kohle im Pocht­mon­näh. Kam öfters vor.

Also ab zu später Stund’ in den nahe ge­le­ge­nen Ratskeller im nahe gelegenen Rathaus. Schön einzeln an einen freien Tisch gesetzt, viel los war eh nie, und Wein bestellt, den billigsten. Der Trick: es stand immer ein Körbchen mit Brot auf dem Tisch, und wenn ich mich richtig erinnere, war ein kariertes Deckchen darüber gelegt.

Ich also voll hungrig. Bedienung brachte Wein, ich: »Kann ich direkt bezahlen?«, Bedienung nimmt Geld und verzieht sich, ich fresse den ganzen Brotkorb leer. Aber jetzt nicht so gierig und in Eile oder so, sondern doch schon so richtig entspannt. Und immer schön das Deckchen wieder drüber gelegt. Notizbuch aus der Jacke gekramt, Gesprächsfetzen von den Gästen an den anderen Tischen notiert. Gedichte geschrieben.

Brotkorb leer, Susanna satt, leicht beduselt, ab nach Hause.

Halbwegs gelungener Abend irgendwie.