Wir sind so durch den Wind

Zitat der Woche: Trennlinie zwischen Gut und Böse

»Wenn es nur Menschen gäbe, die irgendwo heimtückisch böse Taten begingen und es genügte, sie von uns anderen zu trennen und sie auszurotten! Doch die Trennlinie zwischen Gut und Böse verläuft mitten durch das Herz eines jeden menschlichen Wesens. Und wer ist schon bereit, einen Teil seines eigenen Herzens zu zerstören?«

– Alexander Solchenizyn

Mülltourismus

Ein neuer Trend bahnt sich seinen Weg: der Mülltourismus. Sextourismus ist immer weniger gefragt – zu gefährlich im Zeitalter von Aids, Schweinehundpest und Vögelgrippe. Völlig aus der Mode gekommen ist auch das Betrachten von Sehenswürdigkeiten, denn das gilt, zumindest unter jüngeren Reisenden, als total uncool und mega-out. Statt dessen fotografiert man heute lieber Müll in allen seinen Erscheinungsformen. Ob auf der Halde, in der Tonne oder einfach in die Landschaft geschmissen – je fieser, desto besser, scheint das Motto zu sein.

Ich bin durch die Welt gereist, um dieses neue Phänomen zu untersuchen. So habe ich zum Beispiel in Florenz einen deutschen Touristen gefragt, der diese große Mülltonne (siehe unten) fotografiert hat, was seine Beweggründe sind, und er erzählte mir: »Na ja, also, diese ganzen alten Gemäuer oder langweiligen Landschaften haben doch schon unsere Eltern und Großeltern immer geknipst; wen interessiert denn dieser Scheiß noch? Aber eine fette Mülltonne bei Flickr, Instagram und Pinterest hochladen, das ist doch absolut angesagt. Ja, es ist noch ein neuer Trend, und der ist noch nicht bei allen angekommen, schon klar. Aber gerade deswegen macht mir das Spaß, weil das eben noch kein Scheiß-Mainstream geworden ist. Das einzig Blöde ist, dass es aus diesen Müllcontainern immer so stinkt, aber da muss man halt durch.«

Mülltourismus
(Foto mit freundlicher Genehmigung)

Bilder aus der Zukunft

Im Oktober 2014 bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass es Präkognition und Zeitreisen gibt:

Bilder aus der Zukunft

Fotos, die morgen gespeichert wurden! Das ist der Beweis, dass die Richtung der Zeit umkehrbar ist! Denn ich muss die Fotos ja in der Zukunft gemacht haben. Wow!

Der Ein- und Auszahlungs-Automat

Gestern Abend wollte ich ein wenig Bargeld am Automaten meiner Bank einzahlen, aber der Apparillo war außer Betrieb. Heute Vormittag ging ich also noch einmal zur Bank, aber der Automat war immer noch nicht funktionstüchtig. Doch immerhin sind ja tagsüber Bankangestellte da, die Einzahlungen in solchen Fällen entgegennehmen. Und ein nettes, hübsches menschliches Mäuschen ist mir im übrigen eigentlich auch lieber als so ein uncharmanter Stahlgeselle.

Jedenfalls erzählte der Kollege der Bankdame mir und den hinter mir stehenden Kunden, es hätten wohl am vergangenen Abend Personen versucht, Münzgeld einzuzahlen. – Und da fasst man sich doch echt an den Kopf. Münzen statt Papiergeld in den Automaten hinein gefummelt. Wie blöd kann man eigentlich sein? Vielleicht war es ja auch Mutwilligkeit, man weiß es nicht. So oder so, es verursacht unnötige Kosten und Ärgernisse. Und da zweifele ich auf jeden Fall, wie so oft, am gesunden Verstand der Menschheit.

Ein- und Auszahlungs-Automat

An den Beinen kalt

»Gefühlt ist es mir an den Beinen kalt.«

– Eine Fußgängerin zu einer anderen

Was ist das heutzutage für ein Schwachsinn mit dieser Aus­drucks­weise »Gefühlt ist es …«? Natürlich empfinden verschiedene Men­schen zum Beispiel die Temperatur oft ein wenig unter­schiedlich: Frauen frieren oft eher als Männer und Faktoren wie die Luft­feuchtig­keit oder der Grad der Ausgeschlafenheit oder Müdigkeit spielen eine Rolle und was nicht noch alles. Und natürlich kann man bei scharfem Wind im Winter kalte Beine bekommen. Man kann dann sagen: »Meine Beine sind kalt« oder: »Meine Beine fühlen sich kalt an« – aber den Satz »Gefühlt ist es mir an den Beinen kalt« finde ich ein wenig schwachsinnig.

Denn wenn man zum Beispiel sagt, die objektiven zehn Grad Celsius fühlten sich subjektiv kälter an, sodass man die Temperatur eher auf nur fünf Grad schätzen würde, wenn man das Thermometer nicht sähe oder die Temperatur nicht in den Wetternachrichten mitgeteilt bekommen hätte, dann heißt das ja, dass einem ziemlich kalt ist, obwohl die Temperatur (für die winterliche Jahreszeit) recht lau oder mild ist.

Entsprechend würde der obige Ausspruch bedeuten, dass sich die Beine kalt anfühlen, obwohl sie es gar nicht sind. Aber entweder sie sind kalt und man fühlt das auch, oder sie sind warm und fühlen sich auch so an. Wenn sich warme Beine aber kalt anfühlen, dann sollte man sich doch um seine Gesundheit ernsthafte Sorgen machen, oder?

Man kann es auch so formulieren: Wenn die Beine vom fiesen Winterwetter kalt geworden sind, dann ist das normal, dass man das auch fühlt. Und normalerweise wundert man sich ja nicht darüber und bringt seine Verwunderung auch noch zum Ausdruck, indem man sagt, die Beine seien »gefühlt« kalt (aber eben nicht tatsächlich). Weiter gedacht: Wenn eine Person die Kälte nicht fühlte, dann fände ich das ziemlich bedenklich, außer in dem einen Fall, dass sie sehr gut in Autogenem Training geübt wäre und auf Körperfunktionen, die sich im Normalfall der Steuerung durch das Bewusstsein entziehen, einen gewissen Einfluss nehmen könnte. Aber diesen seltenen Fall ausgenommen, würde ich doch annehmen, die Person sei wohl ernsthaft krank, wenn nicht gar tot. Im letzteren Fall würde die Person allerdings auch nicht mehr artikulieren können, ob sich irgendwas am Körper kalt oder sonstwie anfühlt. Weil sie es ja nicht fühlen würde. Weil sie ja tot wäre. Aber die Frau auf der Straße sah eigentlich noch – wie soll ich sagen? – normal lebendig aus.