Mehl ins Getriebe

In die Hölle

Bei YouTube kann man sich ja so einiges Schwachsinnige anschauen, zum Beispiel dass bestimmte Tonaufnahmen von unterirdischen Magmaströmen in Wirklichkeit Schreie von Menschen in der Hölle seien. Aua! Na klar, und wenn man Schallplatten (oder heute vielleicht eher MP3-Stücke) rückwärts abspielt, hört man satanische Verse. Aber fast noch schwachsinniger sind die Kommentare zu dem YouTube-Quark:

Viele gehen für immer hin ein, manche nur eine zeit und die Gottesfürchtigen Erben diese Erde für immer so in etwa soll es sein, genau abrechnen tut DER RICHTER das, und an mein Stillen teilhaber andere würde dich als den Djjal sehen, vieleicht ihrte ich mich in dir, von wegen ich hätte nichts gelernt, grüße den Sohn von Mannheim der mich gewisse Jahre an der Nase führte und seinen eigenen Seniour nicht mal die Wahrheit sagte, was soll ich da erwarten, wenn er in der öffentlichkeit fragt „Was hab ich falsch gemacht“ nicht alles kann besser werden nur was ein am Herzen liegt; Frieden……..

Ach? Ach was? Aber nun gut, die schlechte Rechtschreibung passt irgendwie zu dem geistigen Tiefflug – oder umgekehrt. Sehr philosophisch kommt auch folgender Kommentar daher:

Viele werden in die Hölle kommen, 99 % nur 1 % darf ins Paradis, ist auch logisch. Ich würde auch nicht jeden rein lassen !!!!!
Die Natura ist auf Gegensätze aufgebaut, Hell/Dunkel , Auf/Zu , Tief/Flach, usw. So und wie siehts mit dem Leben aus, Leben/Sterben !!!!! Nicht ganz, man wird geboren und darf leben richtig !?, Also Geburt/Leben, die frage ist wie lange lebst DU!?, mit anderen Worten wann ist dein leben zu ende!? Wo ist hier der Gegensatz!?, denkt mal daran, DU lebst 80 Jahre, deine Lebenszeit gegen über das UNIVERSUM ist ein NICHTS, oder nehmen wir das Alter der Erde!, sind deine 80 Erden Lebensjahre im gegensatz zum Alter der Erde bedeutungswert!!! ??? Es währe unfair 80 Jahre Leben zu dürfen und für immer TOT zu sein. Denkt mal nach liebe grüße

Ähm, ja, also, sagen wir es mal so: 99 Prozent derjenigen Personen, die per Suchmaschine oder sonstwie auf die Sackmühle stoßen, finden sie Scheiße (oder schreibt man das klein?), aber für 1 Prozent ist es, wenn auch nicht gerade das Paradies, so doch immerhin eine unterhaltsame Lektüre. Oder nehmen wir mal das Alter von der Erde, da sind die Minuten, die du mit dem Lesen der Blogartikel verbringst/­verschwen­dest, doch bedeutungswert!!!??? (mit je drei Ausrufungs- und Fragezeichen).

Ein Adjektiv namens bedeutungswert – ah ja. Ich muss gestehen: Ich kann gar nicht so viel Bier, Kräutertee, Gemüsesaft oder sonst was trinken, um auf so ein beklopptes Wort zu kommen.

Die Summe von uns

Bei Avaaz.org besteht ja der Verdacht, dass die superreiche US-amerikanische Elite dahinter steckt, und es drängt sich der Verdacht auf, dass deren Kampagnen ein Fake sind. Heute bin ich nun auf ein mir bisher unbekanntes Petitions-Portal gestoßen, es nennt sich SumOfUs, also sinngemäß übersetzt vielleicht so etwa »Die Summe von uns Einzelnen« oder (sehr frei) »Gemeinsam sind wir stark«.

Eine ganz so große Geheimniskrämerei wie die von Avaaz gewohnte findet man hier nicht vor, dennoch bin ich skeptisch und frage deshalb euch, ob ihr davon schon mal was gehört habt und ob ihr über nähere Informationen verfügt. Denn niemand spendet wohl gerne sein Geld, nur um hinterher den deutlichen Verdacht zu bekommen, dass es in den Taschen zum Beispiel einer Familie Rockefeller landet.

Bei SumOfUs gibt es einen FAQ-Bereich, der einige Hintergründe erläutert. Bei Avaaz hingegen findet man nur Wischiwaschi-Aussagen und große Sprüche. Aber wie gesagt: Ich würde auch gerne einmal Informationen erhalten, die eben gerade nicht von den betreffenden Organisationen selbst stammen. Also: Wer was Näheres über SumOfUs weiß, kann es gern in den Kommentarbereich hinein schreiben. Danke!

Zitat der Woche: Betonung des Krieges

»Pazifismus ist eine Betonung des Krieges in genau der gleichen Art und Weise, in der das Zölibat eine Betonung der Sexualität ist. Für den Geist, darauf deutete Gregory Bateson immer wieder hin, ist die Abwesenheit eines Signals selbst ein Signal.«
–William I. Thompson: Die pazifische Herausforderung – Re-Vision des politischen Denkens (Goldmann, ISBN 3-442-14032-3)

Ich kann fünfmal hintereinander

So, heute habe ich es endlich mal wieder geschafft: Fünfmal unmittelbar hintereinander habe ich in Backgammon gegen den Computer gesiegt. Na also, ich kann es doch! Es geht doch! Ich bin total glücklich, aber auch ein wenig erschöpft. Wenn ich Raucher wäre, würde ich mir jetzt eine Zigi anzünden.

Wir sind alle bei Facebook, weil wir alle bei Facebook sind

Facebook sammelt im ganz großen Stil Daten, ist rein kommerziell, muss als börsennotiertes Unternehmen in allererster Linie seine Aktionäre befriedigen, hat ein Quasi-Monopol im Bereich der sogenannten sozialen Netzwerke und vernichtet kleinere Marktteilnehmer, so wie in den 1970er Jahren Supermärkte und Discounter die Tante-Emma-Läden zerstört haben. Und hat Millionen von begeisterten Benutzern.

Natürlich bietet es verschiedene gute Funktionen: einfache Gruppenbildung, Veranstaltungskalender und Chatsystem. Aber ich glaube, es spielt noch etwas anderes eine Rolle: der soziale Sogeffekt. Man kann es im täglichen Leben beobachten: Nehmen wir zum Beispiel einen Verkaufsstand, an dem keine Interessenten stehen. Stellt sich aber eine Person dort hin und schaut interessiert, zieht das unweigerlich bald weitere Personen an, und die Neugierigen werden bald immer mehr. Allerdings kehren sich diese Prozesse irgendwann um und der Verkaufsstand wird wieder menschenleer sein.

Facebook ist weit davon entfernt, kaum noch Nutzer zu haben, aber andere Plattformen haben es erlebt. Allerdings verliert in den USA Facebook immer mehr jugendliche Benutzer. Und das könnte im Laufe der Zeit weitere Kreise nach sich ziehen. Vielleicht ist Facebook irgendwann eine Rentner-Kaffeekränzchen-Plattform, wer weiß.

Doch zurück zu den weiter oben angeführten Kritikpunkten. Wünschenswert, wenigstens für mich und ein paar Tausend andere Menschen, wäre ein nicht-monopolistisches, nicht-kommerzielles Netzwerk – als FLOSS (Free/Libre Open Source Software) und dezentralisiert. Doch dezentrale Strukturen verhindern oder erschweren anscheinend die Umsetzung bestimmter Funktionalitäten – nämlich gerade der Funktionen, die Facebook bietet.

In dem Golem-Artikel Wie Facebook, nur besser ist das näher erklärt.