Facebook sammelt im ganz großen Stil Daten, ist rein kommerziell, muss als börsennotiertes Unternehmen in allererster Linie seine Aktionäre befriedigen, hat ein Quasi-Monopol im Bereich der sogenannten sozialen Netzwerke und vernichtet kleinere Marktteilnehmer, so wie in den 1970er Jahren Supermärkte und Discounter die Tante-Emma-Läden zerstört haben. Und hat Millionen von begeisterten Benutzern.
Natürlich bietet es verschiedene gute Funktionen: einfache Gruppenbildung, Veranstaltungskalender und Chatsystem. Aber ich glaube, es spielt noch etwas anderes eine Rolle: der soziale Sogeffekt. Man kann es im täglichen Leben beobachten: Nehmen wir zum Beispiel einen Verkaufsstand, an dem keine Interessenten stehen. Stellt sich aber eine Person dort hin und schaut interessiert, zieht das unweigerlich bald weitere Personen an, und die Neugierigen werden bald immer mehr. Allerdings kehren sich diese Prozesse irgendwann um und der Verkaufsstand wird wieder menschenleer sein.
Facebook ist weit davon entfernt, kaum noch Nutzer zu haben, aber andere Plattformen haben es erlebt. Allerdings verliert in den USA Facebook immer mehr jugendliche Benutzer. Und das könnte im Laufe der Zeit weitere Kreise nach sich ziehen. Vielleicht ist Facebook irgendwann eine Rentner-Kaffeekränzchen-Plattform, wer weiß.
Doch zurück zu den weiter oben angeführten Kritikpunkten. Wünschenswert, wenigstens für mich und ein paar Tausend andere Menschen, wäre ein nicht-monopolistisches, nicht-kommerzielles Netzwerk – als FLOSS (Free/Libre Open Source Software) und dezentralisiert. Doch dezentrale Strukturen verhindern oder erschweren anscheinend die Umsetzung bestimmter Funktionalitäten – nämlich gerade der Funktionen, die Facebook bietet.
In dem Golem-Artikel Wie Facebook, nur besser ist das näher erklärt.
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