Wir sind so durch den Wind

Heidelbeeren aus Chile im Februar

2014-02-08 von Torsten in Kategorie Prügel vom Windmühlenflügel

Langsam rege ich mich so sehr über die Geschäftspraktiken von Netto Marken-Discount auf, dass ich dieses Unternehmen nur noch als Umweltschwein bezeichnen kann. Immer wieder werden Früchte und Gemüsesorten, die durchaus bei uns in Deutschland wachsen, mitten im Winter aus Übersee angeboten. Nach dem Spargel aus Peru, der im Januar verkauft wurde, sind es nun im Februar Blaubeeren aus Chile.

Nachtrag (15. Februar 2021): Auch andere Supermärkte und Discounter verfahren natürlich so, nicht nur Netto. Und immerhin wird mehr und mehr unverpacktes Obst und Gemüse angeboten, auch das Bioangebot nimmt stetig zu. Trotzdem ist da noch reichlich Spielraum, mehr zu tun bzw. zu unterlassen.

Leider ermöglicht das Konsumverhalten der Verbraucher überhaupt erst, dass Netto Erfolg mit solchen Verkäufen hat. Warum ist es so schwer zu begreifen, dass recht viel verschiedenes Obst und Gemüse bei uns in Deutschland wächst, nur eben nicht die ganze Auswahl das ganze Jahr hindurch, sondern zeitlich versetzt. Heidelbeeren zum Beispiel gibt es von Juni bis September. Im Winter bekommt man andere gesunde heimische Lebensmittel. Es ist ökologischer Wahnsinn, alles das ganze Jahr hindurch kaufen zu wollen.

Man kann sich gesund und abwechslungsreich genug ernähren, wenn man sich auf regionale und saisonale Lebensmittel beschränkt. Schaut euch auf dem Wochenmarkt, in den Hofläden oder Biogeschäften um!

Der Ernte-Kalender von Greenpeace (PDF-Datei)

9 Antworten zu »Heidelbeeren aus Chile im Februar«

  1. Annette Wegner sagt:

    Hallo,
    man sollte fairerweise erwähnen, dass es die Heidelbeeren nicht nur bei Netto gibt, sondern auch in allen anderen Supermärkten wie. z. B. Edeka, Rewe, Real. Ich persönlich kaufe sie gern, obwohl sie verständlicherweise nicht gerade billig sind. Aber ich kaufe auch ganzjährig Ananas, Orangen, Weintrauben, Mangos, Papayas, Avocados etc., die ja bekanntlich nicht bei uns wachsen. Ich denke mal, die Anbauländer sind dankbar dafür, dass sie eine Einnahmequelle aus umweltfreundlichen Produkten erschlossen haben im Gegensatz zu Rindfleisch aus Argentinien für McDonald’s, für das Wälder gerodet werden.
    LG
    A. Wegner

  2. Torsten sagt:

    Danke für den Kommentar, und man kann sicherlich verschiedene Standpunkte zu dieser Thematik vertreten. Ich kaufe ja auch ab und zu Obst, das bei uns nicht wächst (Weintrauben wachsen allerdings schon in Deutschland, und nicht gerade wenig). Ich finde die Preise für Spargel oder Heidelbeeren aus Mittel- und Südamerika allerdings nicht gerade teuer und habe somit die Befürchtung, dass die Arbeiter dort eher einen Hungerlohn bekommen und einzig der europäische Handel daran verdient. Und umweltfreundlich? Wieso? Glaubst du wirklich, dass da nicht gespritzt und chemisch gedüngt wird? Und die Flugzeuge? Womit fliegen die, mit Sonnenkraft?

    Darüber hinaus prangere ich unsere Konsumhaltung an. Auch in einer globalisierten Welt MUSS ich doch nicht jederzeit alles kaufen können, was mir gerade im Moment so einfällt. Warum legen zum Beispiel manche Menschen Fastenzeiten ein? Von religiösen Zwängen mal abgesehen: weil der Verzicht in einer übersättigten Welt innere Ausgeglichenheit geben kann – wenn man es nicht übertreibt und zum verbissenen Dogmatiker wird.

    In Bezug auf McDonald’s und Burger King und wie sie alle heißen, stimme ich dir absolut zu. Der übertriebene globale Fleischkonsum wirft noch viel größere Probleme auf.

  3. Ronald sagt:

    Manchmal werden Kunden, die nicht erwarten können, bis solche Lebensmittel auch hier geerntet werden, selbst bestraft: Einmal gab es im Februar oder März Erdbeeren aus Ägypten oder sonst woher, bei denen Organisationen zur Lebensmittelüberwachung feststellten, dass sie dermaßen gespritzt und gedüngt, also quasi vergiftet waren, dass sie niemals in den Handel hätten geraten dürfen!

  4. Ronald sagt:

    PS, ist mir gerade noch eingefallen: Habe irgendwo gelesen oder gehört/gesehen, dass Äpfel aus Neuseeland oder Argentinien eine bessere Umweltbilanz vorweisen als Äpfel von hier, wenn Letztere nach der Ernte gekühlt gelagert werden, damit sie ganzjährig verfügbar sind!

  5. Torsten Sackmüller sagt:

    Ja, das war mal im Fernsehen. Meine Eltern haben erzählt, dass früher die Äpfel einfach im Herbst gekauft und im eigenen Keller gelagert wurden, sodass man im Winter und Frühling welche hatte. Wenn sie rundherum Luft bekommen und ab und zu gewendet werden, schimmeln sie nicht.

    Heute ist die Situation leider so, dass die Verbraucher den Anspruch haben, dass alles jederzeit verfügbar zu sein hat – natürlich billig, versteht sich. Dieses Anspruchsdenken hat der Handel vor längerer Zeit erst mal erzeugt, zum Zweck der Umsatzsteigerung. Natürlich versucht der Handel, sich umweltfreundlich darzustellen, wo es nur geht. Alles Mögliche ist ja irgendwie „regional“, auch wenn man „Region“ weit bundesland-übergreifend definiert.

    Kurzum: eine völlig saisonal-regionale Lebensmittelversorgung ist kaum möglich, aber ein wenig sollte der Verbraucher beim Einkaufen auch mal nachdenken und übertriebene Ansprüche zurück schrauben. Es ist ja auch schön, sich ein dreiviertel Jahr lang auf Spargel oder Erdbeeren zu freuen, die muss ich nun wirklich nicht mitten im Winter kaufen.

  6. Rainer sagt:

    Ich habe aus Versehen (also ohne weiter nachzudenken) heute im Bioladen chilenische Heidelbeeren gekauft.
    Hatte erwartet, dass die vielleicht aus Südeuropa stammen könnten…
    Eine Recherche hat immerhin gezeigt: nach D gelangen sie per Schiff, die Umweltbilanz ist wohl nicht so schlecht.
    Chile lebt vom Export.
    Der Preis war hoch.
    Sie schmecken gut, haben Vitamine und Antioxidantien. Es ist kalt und nass hier. Ich bin in einem moralischen Dilemma. Kinder mögen sie gern.
    Mal sehen welchem Impuls ich das nächste mal erliege.

  7. Torsten sagt:

    Ja, das ist das Dilemma: Der Welthandel ist ja eine sinnvolle Einrichtung, damit Länder untereinander Güter austauschen können, über die sie selbst nicht verfügen (Rohstoffe) bzw. die sie selbst herstellen (Produkte). Ohne Exportmöglichkeiten würden Wirtschaften ja zusammenbrechen. Ich selbst handhabe das so: Ich kaufe, da wo es möglich ist, regionale und saisonale Lebensmittel, darüber hinaus vorrangig aus Deutschland, und bisweilen auch bestimmte Sachen aus dem Ausland (ja, zugegeben, ich mag Lychees sehr gerne, und die wachsen leider nicht in Deutschland).

    Ein gravierender Unterschied ist es natürlich, ob man die Heidelbeeren, um bei deinem Beispiel zu bleiben, im Bioladen kauft, also ohne chemische Dünge- und Pflanzenschutzmittel und hoffentlich darüber hinaus auch noch fair gehandelt, oder ob man zu den Billigimporten im Supermarkt greift. Eine Schale Heidelbeeren für 99 Cent kann einfach weder Bio noch Fair Trade sein.

    Obst wächst ja im Winter in Deutschland überhaupt nicht, also bleibt einem ja nur die Wahl, eingelagertes Obst, wie etwa Äpfel, zu kaufen (eher schlechte Energiebilanz) oder halt, wie du es gemacht hast, importiertes Obst, was oftmals bessere Energiebilanzen gegenüber Lagerobst hat. Und du hast im Bioladen gekauft – also hast du doch alles richtig gemacht, auch wenn es sehr teuer war, und brauchst dir keine all zu großen Gewissensbisse machen.

    Mir geht es vor allem um die leider oft anzutreffende Gedankenlosigkeit beim heutigen Konsumverhalten. Du hingegen stellst deine eigenen Handlungsweisen in Frage, bist also des selbstkritischen Denkens fähig, und das finde ich sehr gut.

  8. Manfred Lilienfein sagt:

    Chile KULTURHEIDELBEEREN von EDEKA 02.2021
    Abgepackt von Eurogroup Deutschland GmbH

    Produktbeschreibung:
    Die Süssen: Falsch, sind NICHT süss
    Mit Aroma: Schmecken praktisch nach nichts
    Klasse 1 : Das steht auf dem Deckel – aber: höchsten 5

  9. Torsten sagt:

    Schon traurig. Das Einzige, was nicht nach nichts schmeckt, sind Sachen aus dem eigenen Garten – wenn man denn einen hat, oder vom Balkon. Oder wenigstens aus Freilandanbau zur passenden Jahreszeit. Aus Umweltgründen natürlich am besten möglichst regional.

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