Mehl ins Getriebe

Wieder so wie früher

2013-04-12 von Torsten in Kategorie Dinkel im Winkel

Ein Freund von mir leidet unter – ich denke, recht schweren – Depressionen. Nachdem er aus meiner Gegend weggezogen war, zu seiner Freundin in ein anderes Bundesland, haben wir noch ein paarmal telefoniert. Aber schließlich hat er alle Kontakte zu seinem alten Freundeskreis abgebrochen. Man erreicht ihn weder per Telefon noch per E-Mail oder sonstwie.

Mich hat das sehr traurig gemacht. Ich hatte mich doch so oft mit ihm getroffen früher, wir hatten viel diskutiert, sind spazieren gegangen, haben Gesellschaftsspiele gemacht, manchmal ziemlich dolle zusammen gelacht und bisweilen gemeinsam programmiert. Letztens fand ich Programmcode von ihm, den er mir mal überlassen hatte, auf meinem Computer wieder.

Und gestern Morgen habe ich von ihm geträumt. Er war wieder hier bei mir im Bergischen Land. Wir unterhielten uns, alles war wie früher. Wir wollten alte Projekte wieder aufgreifen. Und wir latschten wieder zusammen durch die Straßen.

Nach dem Aufwachen erinnerte ich mich eine Zeitlang noch an Einzelheiten des Traumes, und das alte Gefühl der Freundschaft war deutlich zu spüren. Aber ich war traurig, weil es nur ein Traum gewesen war und nicht die Wirklichkeit. Ich blieb den ganzen Tag lang traurig.

Das Leben ist eine verdammte Anhäufung von Verlusten, finde ich. Mehrere Freunde von mir sind jung gestorben oder haben sich das Leben genommen. Andere wollten irgendwann einfach nichts mehr mit mir zu tun haben, keine Ahnung warum. Oder zogen weg. Mit einigen Leuten von früher habe ich noch Kontakt und ich finde das sehr schön. Und ich habe neue Freundinnen und Freunde gewonnen, sehr liebe Menschen, und ich genieße das. Zweifelsohne.

Aber es ist etwas anderes. Neue Freunde sind toll, aber sie heilen nicht die Wunden, die verlorene Freunde hinterlassen haben. Es bleiben Lücken zurück. Es bleibt ein Schmerz. Es bleibt eine Traurigkeit.

Sie ist nicht jeden Tag spürbar, natürlich nicht. Aber sie geht nie ganz weg, sie taucht immer mal wieder auf, sie geht nie, nie wirklich ganz weg.

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