Sack mir, wo die Mühlen sind

Tief in der Nacht

2012-06-15 von Torsten in Kategorie Dinkel im Winkel

Es ist tief in der Nacht, und ich hatte vorhin einen Film geschaut, danach Musik gehört, und jetzt will ich noch nicht ins Bett gehen, schließlich habe ich ja vorhin am Nachmittag schon ein bisschen gepennt. Okay, gedöst.

Ich höre gerade »Zappa in New York«, eine göttliche Platte/CD von Frank Zappa. Sehr rockig und teilweise bis in tiefste Jazzrock-/Fusion-Gefilde hinein groovend. Sein Gitarrespiel ist bzw. war (er ist ja leider längst tot) flink, rebellisch, jaulend, gemein; und ich mag es noch lieber als das von Alvin Lee, Jeff Beck und – ja sogar – Jimi Hendrix.

Anyway, eigentlich wollte ich übers Schreiben schreiben. Na, vielleicht später. Erst mal möchte ich was zu dem Computer sagen, an dem ich gerade sitze. Ich habe ihn mir zu­sam­men­ge­schraubt aus Alt-Hardware. Es sind drei uralte SCSI-Festplatten mit geringer Kapazität darin verbaut, die natürlich extrem gekühlt werden müssen, was den Compi leider verflucht laut macht. Und Wasserkühlung hab ich nun auch wieder nicht. Es läuft ein Linux Xubuntu darauf. Das ist ein Ubuntu mit XFCE als Desktop-Umgebung statt mit Gnome.

Aber, wie gesagt, das ist ja alles ne­ben­säch­lich. Egal, dann nerve ich euch heute mal mit einem extrem langen Artikel, den eigentlich keine Sau interessiert.

Doch zu guter Letzt nun zum eigentlichen Thema, dem Schreiben. Ich schreibe ja Gedichte, Kurzgeschichten und Erzählungen. Das Problem ist nur, dass ich eigentlich nur gut schreiben kann, wenn es mir scheiße geht. Okay, lustige Sachen gelingen mir auch im So-la-la- bis guten seelischen Zustand, aber das hat keinen rechten Tiefgang.

Die depressiven Sachen sind diejenigen von Bedeutung. Und die kann ich nur schreiben, wenn ich auch depressiv drauf bin. Aber das Leben ist im Grunde zu gut zu mir. Ich habe in letzter Zeit viel zu wenig und viel zu schnell verfliegenden Liebeskummer. Der hat mich in früheren Jahren hingegen immer richtig mies runter gezogen.

Und dann habe ich gemalt, geschrieben, musiziert, was das Zeug hielt. Aber heute? Gut, die Sache mit Britta, über die ich nicht sprechen möchte, hat mich ziemlich fertig gemacht, aber nach wenigen Wochen schon kann ich wieder ganz normal leben und fühle mich weder gut noch schlecht.

Dieses Einerlei ist tödlich. Sich schlecht zu fühlen macht wenigstens kreativ.

Wo ist die nächste Frau, die mir ordentlich das Herz bricht? Komm her, du Sau, ich brauche dich, um am Boden zerstört und verzweifelt und schöpferisch tätig sein zu können.

Oder wann bietet sich die nächste Gelegenheit, um selbst jemanden verletzen zu können, was hinterher kräftig bedauert werden kann, was wiederum in eine gesteigerte Kreativität mündet; auch wenn nur äußerst düsteres Zeug herauskommt.

Aber das Leben ist ja auch traurig, düster und niederträchtig. Ich schreibe einfach nur die dazu passenden Gedichte dazu.

Und Mr. Zappa singt gerade: »Honey, don’t you want a man like me?«

Ja, und das ist eigentlich alles für den Moment.

2 Antworten zu »Tief in der Nacht«

  1. CeKaDo sagt:

    Die Sache mit dem „Ich kann nur schreiben, wenn es mir schlecht geht“ kenne ich nur zu gut. Aus dieser Zeit stammen meine ersten Geschichten und Gedichte, die nun zum größten Teil auf irgendeiner CD in irgendeinem Karton verrotten.

    Eines Tages fand ich es schade, nur bissige oder traurige Dinge zu schreiben. Ich hatte den Wunsch, auch mal etwas Anderes in die Welt hinaus zu lassen. Beim Bloggen gelang mir das, aber seltsamerweise nicht beim bewussten Schreiben. Dachte ich.

    Dann gab es eines Tages einen Gedanken bei der Arbeit, der mich nicht losließ. Da ich das Schreiben an sich schon recht gut „drauf“ hatte, war binnen weniger Minuten die erste Kurzgeschichte „Der siebte Level“ entstanden. http://www.tagesblog.de/index.php?itemid=2339

    Kurz darauf entstand „Kaffee“ und dann begann der Humor sich langsam auszubreiten. Ich bekam positives Feedback und noch heute ist „Kaffee“ ( http://www.tagesblog.de/index.php?itemid=2342 )eine der beliebtesten Geschichten meiner Laufbahn. Das alles begann Anfang 2006.

    Inzwischen schreibe ich anders, heimse Preise als Publikumsliebling bei Lesungen ein und wünsche mir inzwischen immer öfter, ich könnte auch mal wieder etwas „Hartes“ schreiben, etwas sehr Düsteres, über das die Leute nicht mehr lachen, sondern weinen.

    Versuche es einfach ganz locker, ganz unverkrampft. Das Leben ist eine stetige Weiterentwicklung und nichts ist statisch und für die Ewigkeit. Wir Menschen entwickeln uns weiter oder wir sterben. Insofern denke ich, dass Du allein durch das Denken an Deinen Wunsch Deine innere Umprogrammierung schon einleitest.

  2. Torsten Sackmüller sagt:

    Danke für deinen langen Kommentar, Carsten. Deine kleinen Geschichten, zu denen du verlinkt hast, gefallen mir gut.

    So eine ähnliche Idee wie du mit den sieben Stufen hatte ich auch schon mal. Ich hatte da Patti Smiths »Seven Ways Of Going« von ihrem enorm guten Album »Wave« gehört. Wenn ich den englischen Text richtig verstehe, geht es genau um das, was auch du beschreibst, Wiedergeburt und Vervollkommnung und so.

    Was ich in dem obigen Artikel geschrieben habe, ist so natürlich ein ziemlicher Unfug. Schreiben ist im Wesentlichen ein Handwerk, wie alles andere auch. 90 Prozent Transpiration und 10 Prozent Inspiration.

    Fazit: Vielleicht bin ich einfach nur zu faul.

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