Wir sind so durch den Wind

Widerspruch

Die Scharfsinnigen unter meinen geschätzten Lesern, also hoffentlich alle, werden im gestrigen Artikel einen Widerspruch in meinen Aussagen entdeckt haben. Ich schrieb: »Und wenn du dann feststellen solltest, dass du kostbare Jahre mit Belanglosigkeiten vergeudet hast, wird das bestimmt eine bittere Erkenntnis sein.« Andererseits propagiere ich in meinem Blog aber das Gammeln, also das Verschwenden der Zeit. Wie passt das zusammen, und wie komme ich aus der Nummer jetzt wieder raus?

Nun, ich argumentiere einfach mit der Dualität des Lebens. Anstrengung und Arbeit müssen sein, aber Entspannung und Nichtstun ebenso. Das sind keine Gegensätze, die sich gegenseitig ausschließen, sondern die sich gegenseitig bedingen. Kein Mensch kann schließlich immer nur arbeiten, ohne Schaden dabei zu nehmen, und kein Mensch kann immer nur gammeln, ohne dabei unzufrieden zu werden und geistig zu verarmen.

So, diese Argumentation dürfte mir gelungen sein, und alle sind wieder glücklich.

Nicht ganz glücklich hingegen bist du, liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht mit der Tatsache, dass der heutige Artikel mit zwei Stunden Verspätung erscheint, wo du dich doch schon in der brutalen Frühe des Morgens an deinen Computer oder dein Mobilgerät geschwungen hast, um mein neustes sprachliches Kleinkunstwerk zu lesen.

Ja, tut mir Leid für deine Enttäuschung, und ich verspreche hiermit halbherzig, mich zu bessern, sobald ich irgendwie ein wenig Lust dazu verspüre. Andererseits: wie heißt doch gleich das Motto dieses Weblogs?

»Lass uns gammeln, die Welt ist geschäftig genug«.

Kleine Psychologie des Alltäglichen

Leben nach dem Tod

Unsere Lieben, die verstorben sind: sind sie vielleicht noch irgendwie da? Sehen sie uns, erleben sie unsere Trauer von irgendwo aus? Manche Menschen glauben das. Die zeitliche Begrenztheit, die Endlichkeit des Lebens mag für sie eine unerträgliche Vorstellung sein.

Ich denke, es gibt für ein Leben nach dem (Gehirn-) Tod weder einen Beweis noch einen Gegenbeweis.

Beim Nachdenken über ein mögliches Jenseits tauchen in mir allerdings viele Fragen auf. Wie ist es beschaffen, ist es genauso materiell wie die uns bekannte Welt? Wenn es eine rein geistige Welt ist, wie soll man sich die vorstellen? Hat man im Jenseits einen Körper, und wenn nicht, wie soll ein Leben ohne Körper beschaffen sein? Vergeht dort Zeit, und wenn nicht, dann dürfte es dort doch auch kein Bewusstsein geben, denn auch das Denken, genau so wie das Handeln, läuft ja innerhalb einer bestimmten Zeitspanne ab. Wie viele Menschen gibt es im Jenseits überhaupt? Und so weiter.

So wird für mich beim Nachsinnen ein Leben nach dem Tod immer unlogischer und unglaubwürdiger.

Andererseits gehen viele Dinge, sogar naturwissenschaftliche Erkenntnisse, über das menschliche Vorstellungsvermögen hinaus. Das heißt also, dass das Unvorstellbare nicht zwangsläufig auch ein Unmögliches sein muss.

Sicher ist: das Leben, das du hier und jetzt zur Verfügung hast, wird irgendwann enden. Und wenn du dann feststellen solltest, dass du kostbare Jahre mit Belanglosigkeiten vergeudet hast, wird das bestimmt eine bittere Erkenntnis sein.

Und du wirst die Zeit nicht zurückdrehen und alles besser machen können.

MySpace

Ich stehe Werbung recht aufgeschlossen gegenüber. Ich habe auf meinem Weblog schließlich auch Werbeeinblendungen. Ich denke, in einer dezenten Form stören sie niemanden.

Aber man kann es auch übertreiben. Als ich mich kürzlich mal wieder bei MySpace einloggen wollte, wunderte ich mich, dass das so lange dauerte, und dann traute ich meinen Augen kaum. Der komplette Hintergrund war belegt durch eine Werbung von Bebe, dieser Babycreme-Marke. Also so eine Art vollformatiges Pop-under oder was auch immer:

Werbung von Bebe auf MySpace

Und zusätzlich zu dem ohnehin schon gewaltigen Bildmaterial wurde auch noch ein Video geladen.

Ja, ich habe DSL; ja, ich finde, dass Webseiten nicht nur aus Text bestehen sollten; ja, ich werde ganz gern auch gelegentlich auf interessante Produkte aufmerksam gemacht. Aber ich möchte nicht von Werbung unnötig lange von dem abgehalten werden, was ich eigentlich vorhabe, indem die Seiten so lange zum Laden brauchen, wie es zu Zeiten von Modemverbindungen noch der Fall war. Wenn ich mich zum Beispiel in ein Community-Portal einloggen möchte, dann will ich nicht eine Minute warten, bis ich »drin« bin. Auch keine halbe Minute. Und eigentlich noch nicht mal fünfzehn Sekunden.

Oder wie seht ihr das? Kommentare sind wie immer willkommen.

Köter

Im Sommer hat man natürlich oft die Fenster offen. Da dringt zwangsläufig auch immer Lärm von der Straße herein, das ist unvermeidlich, daran hat man sich gewöhnt, damit muss man leben.

Und ich habe nichts dagegen, wenn draußen die Kinder lachen. Wenn sie zwischendurch auch mal ein bisschen kreischen. Sie sind eben Kinder und sie haben ein Recht zu spielen.

Aber ich habe etwas gegen ununterbrochen kläffende Hunde. Das ist monoton, das ist laut, das nervt und das muss nicht sein. Man kann es so einem Scheißköter schon ganz gut beibringen, dass er sich ruhig zu verhalten hat. Man muss es als Hundehalter/in nur wollen.

In China isst man angeblich Hunde. Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt. Wenn ja, kann ich nur sagen:

Sie machen es richtig.

Chlor

Ich gehe nicht sehr gern Schwimmen. Entspannt in der Badewanne liegen: ja. Aber in einem überfüllten Schwimmbad sich der Körperertüchtigung hingeben: nein, danke.

Heute entscheide ich natürlich selbst, was ich tue oder nicht tue. Früher allerdings wurde ich mehr oder minder gezwungen. Eltern: noch vor der Einschulung den kleinen Torsten ins Lehrschwimmbad geschickt. Schule: Schwimmen im Rahmen des Sportunterrichts. Freundin: »Lass uns doch mal ins Freibad gehen!« Na ja, die hatte dann letztendlich aber keinen großen Spaß dabei, weil nämlich ich keinen großen Spaß dabei hatte und ziemlich muffelig fast die ganze Zeit nur auf der Wiese herumlag. Wenigstens blieben mir aufgrund dieses Verhaltens weitere Freibadbesuche erspart.

Und heute wurden diese ganzen unliebsamen Erinnerungen ins Bewusstsein zurück befördert: ich schlug etwas im Duden Nr. 1, »Die deutsche Rechtschreibung«, nach.

Die weiß gebleichten Seiten rochen nach Chlor.

Winde

Mit dem heutigen Thema werde ich mir keine Freunde machen, denn es handelt sich um ein Tabuthema. Halt, ruhig bleiben, Leute! Bevor ihr euch aufregt: ich hab ja nichts von Tod, Sex oder Hartz 4 gesagt. Es geht um das, was umgangssprachlich als Pupsen oder Furzen bezeichnet wird. Ein kontroverses Thema nichtsdestotrotz.

Also, meinen Ernährungsgewohnheiten gemäß unterteile ich meine abgehenden Blähungen in vier Kategorien: Knoblauch, Zwiebel, Kohl und Bohne. Winde der letzten Kategorie sind mir derzeitig die liebsten. Es fing damit an, dass ich mir im Supermarkt immer häufiger Dosen mit Rote-Bohnen-Eintopf kaufte. Das ist billig, schmeckt und macht satt. Auf dem Etikett steht immer so eine klangvolle Bezeichnung wie »Feuertopf«, »Texaseintopf«, »Ballermann Mex« oder so was in der Art.

Wenn man den Inhalt dieser Büchsen mittags verzehrt, kann man bisweilen schon abends mit ersten Ergebnissen rechnen, spätestens aber am folgenden Vormittag. Vereinigt werden hierbei zwei wundervolle Eigenschaften: Lautstärke und Geruch. Ja, Tatsache, das muss sich nicht gegenseitig ausschließen, obwohl die landläufige Meinung lautet, dass ein Pups nur entweder knallen oder stinken kann.

Für die ganz Harten unter euch: ihr könnt den Spaß sogar noch steigern, indem ihr die Lebensmittel der oben aufgezählten vier Bläh-Kategorien kombiniert. Allerdings solltet ihr euer Verdauungssystem zunächst langsam und vorsichtig daran gewöhnen; nichts übertreiben am Anfang! Und wenn ihr euch zusammentut, vielleicht zu einer Gruppe von zwanzig Personen, dann könnt ihr schon Versammlungen und Konferenzen damit unterwandern.

Doch nun zurück zum Privatbereich: da ich ja meistens im Bett herumgammele, pupse ich also auch meistens im Bett. Ein besonderes Erlebnis ist es dann immer für mich, wenn ich diese Düfte eine Zeit lang unter der Bettdecke gefangen halte, dann aber plötzlich die Decke zurückschlage! Das Fenster sollte man dann aber doch irgendwann öffnen.

»Wer so spricht, lebt noch!«, pflegte eine meiner Omas immer zu sagen. Nun, demnach bin ich quicklebendig.

Obwohl manche behaupten, ich wäre innerlich am Verwesen.

Gästebücher

Kennst du das: ein Freund hat kürzlich eine Website erstellt, liebevoll auch noch ein Gästebuch gebastelt oder eingebunden, und nun siehst du in seinen Augen die scheue Hoffnung, dass du doch bald etwas hinein schreiben mögest. Kein Mensch, der auch nur ein Bruchstück eines Herzens in seiner Brust trägt, wird so einen heißen Wunsch, so eine stille Bitte abschlagen können.

Doch ach, mit Gästebüchern im Netz ist es wie mit den papiernen: man weiß oft nicht, was schreiben und wie man es formulieren soll.

Ein kurzes: »Hallo, schön geworden«? Den Sinnspruch eines bekannten Schriftstellers? Innige Sympathiebekundungen, angestrengt gereimt, aber doch holprig klingend? »Nein«, sagst du zu dir selbst, »dies alles kann’s doch nicht sein. Es muss ungezwungen daherkommen, elegant formuliert sein, persönlich sich anhören, doch ich weiß nicht, wie ich’s anstellen soll.« Kurzum, es ist ein Dilemma.

Doch nun frage ich dich: wozu gibt es Ausreden? Hier einige Anregungen: Hand verstaucht; Windows muss neu installiert werden; Cola in die Tastatur gekippt; Todesfall in der Familie. So hast du zumindest erst einmal Zeit gewonnen und behauptest keck, den Gästebucheintrag baldigst nachzuholen.

Da aufgeschoben allerdings nicht aufgehoben ist, ist das Problem damit nicht wirklich gelöst. Dir kann nur eins noch helfen: ein Wörterzufallsgenerator!

Und genau das ist meine geniale Geschäftsidee, Baby! Das ist eine riesige Marktlücke, eine Nische, die gefüllt werden will! Allerdings: das zu programmieren, so dass nicht einfach nur sinnlose Aneinanderreihungen nicht zu einander passender Wörter entstehen, sondern Sätze, wie das menschliche Gehirn sie erschafft – ja so etwas zu programmieren bedeutet echt Arbeit!

Ich lasse es. Was soll ich mit den paar Piepen, die man damit verdienen könnte. Ich gehe ins Bett.