Wir sind so durch den Wind

Die Unbilden des Einkaufens

2009-10-14 von Torsten in Kategorie Dinkel im Winkel

So, heute will ich mal als Einstieg meine geschätzten Leser beschimpfen, die das Wort »Unbilden« nicht kennen: es bedeutet »die unangenehmen Seiten« von etwas, ihr Sprachspackolanten! Ihr könnt aber auch meinetwegen ruhig bild.de oder irgend so einen Scheiß lesen, wenn euch mein Tadel nicht passt.

Ja, kommt, jetzt seid mal nicht gleich beleidigt. Rockmusiker pissen urinieren doch auch von der Bühne ins Publikum, und die kreischenden Teenager fallen vor Verzückung, nicht vor Ekel, in Ohnmacht. Gut, ich bin nicht so berühmt, zugegeben. Aber das kann ja noch kommen.

Als Wörterbuch dient mir übrigens seit kurzem zusätzlich zu meinen bisherigen Wörterbüchern das »Langenscheidts Großwörterbuch – Deutsch als Fremdsprache«, obwohl ich ja selbst ein Deutscher bin. Das fand ich aber im »Basar« der Stadtbücherei und es hat nur einen Euro gekostet. Gut, entgegen dem Untertitel »Das einsprachige Wörterbuch für alle, die Deutsch lernen« muss ich zwar Deutsch nicht erst lernen, da es halt meine Muttersprache ist, aber die Erklärungen sind schön einfach gehalten, und Einfachheit finde ich generell, und so auch hier, besser als Kompliziertheit.

Zum Thema: Heute wollte ich in einen Supermarkt gehen, doch auf dem Weg dorthin fiel mir auf, dass an einem sehr alten und in der ganzen letzten Zeit geschlossen gewesenen Schuhmachergeschäft ein Schild hing, das die Wiedereröffnung bekannt gab. »Heißa«, dachte ich, »nun bekomme ich doch noch endlich in dieser verschissenen Stadt passende Schnürsenkel!«

Ein bisschen verändert war der Laden, aber eigentlich nicht wesentlich. Immer noch vergammelt und aus den neunzehnhundertsechziger Jahren stammend. Allerdings war nun kein Deutscher mehr der Ladenbesitzer, sondern ein Türke. Gut, die sind ja oft sehr freundlich und serviceorientiert. Nach langem Hin und Her fand der Mann endlich ein passendes Paar Schnürriemen, sogar in Schwarz, wie ich es ja haben wollte. Der frühere deutsche Schuster hatte das damals irgendwie nicht auf die Reihe gekriegt: Sechsloch, dünn und schwarz. Scheinen ja unheimlich außergewöhnlich zu sein, solche Schnürsenkel, so ähnlich wie: zwei Meter lang, aus Schafwolle, grün gestreift und mit rosafarbenen Blümchen drauf oder so.

Ein zweites Paar fand der Türke aber nicht; nun gut, ich nahm halt noch dunkelblau dazu, ist ja auch fast schwarz. Ich bezahlte den vollen Preis, obwohl es nicht genau das war, was ich hatte haben wollen, und ärgerte mich kurz später auf der Straße auch gleich. Und außerdem: hoffentlich hatte ich den Mann nicht gekränkt, diese Orientalen feilschen doch so gern.

Egal, auf zum Supermarkt. Bekam alles, was ich wollte, und die fertigen Stullen oder Sandwiches, wie man sie gern nennt, weil sie dreieckig sind, waren sogar 45 Cent billiger, wegen dem abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum (ja, Dativ ist falsch, ich weiß). Sparen ist gut, und ich hab mich noch nie vergiftet und nur ein einziges Mal wegen Schimmel was wegschmeißen müssen (Kräuterbaguette).

Doch zu Hause der Schock: die Kassiererin hatte den Rabatt gar nicht abgezogen. Um es kurz zu machen: ich wieder zurück, Geld wiederbekommen, danke sehr, und ab nach Hause. Auf dem Heimweg regnete es.

Und ich gehe immer ohne Schirm.

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