MONITOR vom 15.06.2017
Klage mit Ansage: Noch mehr Milliardengeschenke an die Atomindustrie
Ein Börsianer lobt ein Buch von Sahra Wagenknecht
Unter dem Titel Sahra Wagenknecht, der Turbokapitalismus und die soziale Marktwirtschaft rezensiert und lobt der Börsenkenner Prof. Dr. Max Otte in einem Artikel vom März 2016 auf Börse Online das Buch Reichtum ohne Gier – Wie wir uns vor dem Kapitalismus retten der Linken-Politikerin, ihre dritte Veröffentlichung. Und das finde ich schon bezeichnend und erfreulich, dass sogar und gerade Personen, die im Finanzwesen arbeiten, den Kapitalismus – zumindest in seiner heutigen Erscheinungsform – kritisch sehen. Das zeigt, dass man Kapitalismuskritik nicht mehr als linke Spinnerei abtun kann, sondern dass sie endlich Mainstream wird.
Deppenapostroph: Textfenster’s
»Die Hintergrundfarbe des Textfenster's ist wählbar.« – Aua, das tut ja schon richtig weh, so was! Ein Apostroph im Genitiv – aber in diesem Fall noch nicht einmal auf einen Eigennamen angewendet, wie man es so oft sieht, nein, auf ein ganz normales deutsches Substantiv! Und wie fast immer: der Apostroph ist noch nicht einmal einer, sondern ein Zollzeichen. In der Überschrift habe ich allerdings einen echten Apostrophen gesetzt, sie würde sonst für mich einen unerträglichen Anblick darstellen.
Deutsch für Anfänger: vier standard sortiert Pflanzen
»Tierkot Im Garten Identifizieren – Die vier standard sortiert Pflanzen angewendet in Mond Gärten aus Pflanzen mit weißen Blüten bestehen, Pflanzen mit hell Laub, Abend Pumphose und Pflanzen mit duftenden Blüten. Mond Gärten im Allgemeinen Funktion eine Masse von weißen Blüten, wie sie bleiben mehr sichtbar Abend. Mond Gartenblumen gehören Schneeglöckchen, blutenden Herzen und Azaleen.«
– Von einer Website mit .xyz-Top-Level-Domain …
Ja, was soll denn so was? Eine Website mit .xyz-Endung ist mir ja von vornherein schon suspekt, und richtig: kein Impressum, keine Kontaktdaten, Verwendung fremden Bildmaterials und dann noch dieses komische, vermutlich automatisch übersetzte Deutsch. So ein Quatsch mit Soße fällt für mich in die Kategorie »Websites, die die Welt nicht braucht«. Einfach nur bescheuert.
Sicherung
Essen will man, muss man, und manchmal muss es, soll es auch noch schnell gehen, bis ein leckeres Happa-Happa fertig ist. Nun, wir leben in einer modernen Zeit und haben so allerhand elektrische Geräte, die natürlich wahnsinnig viel Strom verbrauchen, ressourcenintensiv hergestellt werden und so weiter und so fort. Doch wie gesagt: Es soll schnell gehen und nicht jeder hat die Möglichkeit, am offenen Feuer gemütlich seine Fressalien garen zu lassen.
Jedenfalls: Jedes Mal, wenn ich Mikrowellengerät und Wasserkocher gleichzeitig an habe, vielleicht noch die Herdplatte dazu, knallt die Sicherung raus. Echt, jedes Mal, aber ich lern’s einfach nicht. Doch heute bemerkte ich Folgendes: Als ich die Sicherung wieder aktiviert hatte, ohne vorher den Wasserkocher auszuschalten wie sonst immer, sprang die Sicherung kein zweites Mal raus. Hä? Wie unlogisch ist das denn? Der Strombedarf ist doch derselbe. Oder strengt sich vielleicht der Wasserkocher am Anfang besonders an, um das noch kalte Wasser überhaupt erst mal ein bisschen warm zu kriegen; und später, wenn es schon ein wenig erhitzt ist, bedarf es ja weniger Anstrengungen und somit weniger Strom, um es noch ganz heiß zu machen.
So was in der Art wird es wohl sein. Da sind die Elektriker unter euch Leserinnen und Lesern gefragt, mir dieses Phänomen einmal zu erklären. Traut euch! Benutzt die Kommentarfunktion! Die Mühle beißt nicht und steckt euch auch nicht in einen Sack, um euch anschließend ordentlich zu verprügeln. Versprochen.
Deutsch für Anfänger: errscheinbar
Was um alles in der Welt soll das heißen: »Bitte könnten Sie mir unter diese Nummer 01575[…] errscheinbar«? Ich habe die Nummer unkenntlich gemacht, weil es sich vermutlich um eine mobile Telefonnummer handelt.
Deine Privatsphäre ist uns sehr wichtig
Die Bild-Zeitung hat sich kürzlich erdreistet, mir und anderen wehrlosen Bürgern unter dem Motto FÜNF! UND! SECHZIG! JAHRE![sic] eine Sonderausgabe ihres – hach, wie soll ich es nennen, ohne rechtliche Probleme zu bekommen – ihres journalistisch oft etwas nachlässig recherchierten … ach, was soll’s: ihres grottenschlechten Blattes ungefragt in den Briefkasten zu schmeißen.
Aber darum an sich geht es mir jetzt gar nicht so sehr. Sondern um Folgendes: Facebook hat in dieser »Zeitung für die Tonne«, wie ich sie mal nennen möchte, eine ganzseitige Anzeige geschaltet. Und da gibt sich Facebook ganz von der datenschützerischen Seite: »Deine Privatsphäre ist uns sehr wichtig!« – Och, jetzt kommen mir ja die Tränen. Das ist ja lieb! Mit der Einstellung »Privatsphäre-Check« kann der geschätzte Facebook-Benutzer beiderlei Geschlechts also »nachsehen und kontrollieren«, für wen welche seiner oder ihrer Inhalte sichtbar sind. Na gut, ich kann es kontrollieren. Besser wäre es, ich könnte es auch einstellen – sage ich jetzt mal im Scherz.
Doch im Ernst: Das mag ja sein, dass man steuern kann, welche anderen Benutzer was lesen dürfen. Bloß, und das ist das Dumme, kann ich ja gar nicht einstellen und noch nicht einmal »nachsehen und kontrollieren«, welche meiner Inhalte für Facebook sichtbar sind (ich spreche jetzt mal der Einfachheit halber in der Ich-Form, obwohl ich glücklicherweise meine Facebook-Konten vor einiger Zeit komplett aufgekündigt habe). Ich will es mal so sagen: Alle meine Inhalte dürften wohl für Facebook sichtbar sein. Und nicht nur das: Sie werden für die Wirtschaft verwertet. Und es werden Cookies in meinem Browser gesetzt, die mich (so ich denn Facebook-Benutzer bin) auch wunderbar verfolgen. Tracken nennt man das im Neudeutschen. Und und und …
Tja, diese schöne große Überschrift in der genannten Werbeanzeige – weiße Schrift auf facebookblauem Grund – »Kontrolliere, wer was sieht« müsste wohl, wenn Facebook denn ehrlich wäre, heißen: »Kontrolliere, wer was sieht (außer Facebook selbst)« – aber über Online-Tracking, Big Data und kommerzielle Überwachung verliert Facebook selbstverständlich kein Wort.