Kaufe nie die Mühle im Sack

Halbes Killerpärchen

Ich war der männliche Teil eines Killerpärchens in einem anderen Leben, in einem anderen Traum, in einem anderen Film. In unserem blutroten offenen Wagen durch die unendliche Landschaft zu brettern, das war schon was. Endloses Glück, so schien es uns. Was bedeutet das Leben? Nichts, oder? Also, was macht es aus, ein paar Menschen umzulegen, wahllos, zum Spaß? Es gibt doch Milliarden andere. Also, was soll’s. Es macht Spaß, es ist gleichgültig, und uns war langweilig.

Und diese endlosen geraden Straßen, und wir in diesem geklauten roten Scheißauto, na, schlecht war das nicht. Es war gut. Richtig gut eigentlich. Im Auto ein bisschen fummeln, nie kommt Gegenverkehr, und wenn doch, dann hält man einfach drauf. Der andere weicht immer aus, im letzten Moment. War immer so. Weicht aus, kommt ins Schleudern, kommt von der Straße ab, überschlägt sich vielleicht. Manchmal fuhren wir einfach weiter, manchmal hielten wir auch an und gaben dem blutenden Scheißkerl, wie er so aus seinem Schrottauto kroch, den Rest. Ist doch egal, wer wartet denn schon auf ihn.

Aber wie sie uns in dem Motel überfielen, Drecksbullen, das war unfair. Meine Süße hatte doch keine Chance. Ein paar von den Mistkerlen hab ich ja noch erwischt, Kopfschuss, Herzschuss, da war ich halt immer schon gut drin. Aber das bringt mir meine Süße auch nicht zurück. Das macht sie nicht wieder lebendig. Ja, ich konnte abhauen, die haben mich nie gekriegt. Aber alleine Leute umzulegen, ohne meine Süße an meiner Seite, das macht einfach keinen Spaß. Das ist fad. Das ist öde. Das ist einfach nicht gut. Das fühlt sich nicht mehr so gut an. Das füllt mich nicht aus und das vertreibt die Langeweile nicht.

Das ist einfach nichts.

Roadmovies

Eine Sache verstehe ich nicht. Also, ich bin ein friedliebender Mensch, der sich bemüht, freundlich und liebevoll zu sein, so gut es geht. Ein Softie. Aber ich mag brutale Actionfilme. Ich mag Horrorfilme. Und ich mag diese Roadmovies, wo Killerpärchen durch die Landschaft brettern und reihenweise Leute umbringen.

Was ist denn da los? Also, in der Wirklichkeit verabscheue ich Gewalt zutiefst, aber in der Fantasie bin ich fasziniert davon. Was ist denn das, was ist denn da los? Und ich bin ja nicht der Einzige. Es geht ja anderen Menschen auch so.

Irgendwie gehört das Böse wohl zu uns, oder? Vielleicht kann man es nicht unterdrücken; und wenn man das tut, bricht es eines Tages mit umso schlimmerer Macht aus einem hervor. Da ist es doch besser, es einfach zu akzeptieren und in gefahrloser Weise ab­zu­lei­ten, also so nach dem Blitzableiter-Prinzip. Dann tobt es sich aus, ist aber un­schäd­lich.

Ja, das sind so meine Überlegungen. Gerade habe ich eine Killerpärchen-Kurzgeschichte geschrieben. Und mich gewundert, warum ich nichts Schönes, Edles und Sanftes geschrieben habe in diesem Moment.

Dea geht es nicht gut

Dea ist ein Monster. Und Dea geht es nicht gut, sie weint sogar schon seit ein paar Minuten. Doch selbst wenige Minuten des Traurigseins können einem Monster wie eine Ewigkeit vorkommen – da sind Monster von uns Menschen gar nicht so verschieden. Doch du hast die Möglichkeit, Dea zu trösten. Oder sie einem lieben Menschen zu schenken, der sie trösten könnte. Adoptiere Dea!

Dea
Foto: © Clarissa Schwarz

www.clarissa-schwarz.ch/sockstar

Aufgefallen

Ist euch schon mal aufgefallen
ist euch schon mal auf
ist euch schon
ist ist auf euch auf
ist euch schon
schon euch einmal ist
aufgefallen
ist euch schon mal
dies ist kein
ist euch schon mal
aufgefallen kein
dies ist

ist euch schon mal
dies ist kein
ist euch ist
dies ist kein Traum
kein Traum
kein Traum

ist euch kein Traum
ist euch schon mal
dies ist
ist euch schon mal aufgefallen
dass wir alle
dies ist
dass wir alle
dies ist kein
dass wir
dies ist kein Traum
dass wir alle

träumen?

Rotes Labyrinth

In meinem Labyrinth
mit den blutroten Wänden
und den blutroten Böden
und dem freien Blick auf
einen blutroten Himmel

da irre ich umher
um die Braut zu finden
in ihrem blutroten Kleid
oder ein Ungeheuer zu finden
mit blutverschmiertem Maul

In dem Labyrinth
das ich als das meine erkannt habe
fressen die Ungeheuer die Bräute
und spritzen ihr Blut an die Wände
und irre ich ziellos umher

Indigo

Ich habe diese Farbe nicht
dieses Blau
ich habe Schwarz und Weiß
und Blutrot vielleicht
und Gelb
die Farbe der Sonne
Orange
ja das Gelb sei meine Farbe
ein kräftiges Strahlen
eine Hitze eine Helligkeit
eine Fröhlichkeit

Wenn ich dieses Tiefblau
nicht haben kann
den Plan das Wissen die Intuition
dann will ich das Gelb haben
und die Kraft das Schwert die Waffe
die das Sonnenlicht reflektiert
wenn ich dieses Gelb haben kann
dieses grelle heiße Licht
dann will ich strahlen und leuchten
aber eine Sehnsucht wird bleiben
eine Sehnsucht nach dem tiefen, tiefen Indigo-

Blau