Wir sind so durch den Wind

Unfall

Ich habe irgendwie meinen Körper
verloren ich habe
ich habe meine Gestalt verloren
mein Aussehen meine Form

Es muss ein Unfall gewesen sein und ich
werde noch in einem Krankenhaus enden
in einem Hospital zugrunde gehen
wo sie versuchen mich zu heilen

Es ist nichts mehr da das über mich
Auskunft geben könnte keine Akten
und Bauanleitungen für meinen Körper
ich bin reine Seele reiner Geist

Und wo sind meine Menschen wo sind
die Fakten die Fakten sind verloren
es ist nichts mehr da es gibt keinerlei
Informationen mehr keine Information

Da war ich erinnere mich da war dieses
Schild dieses Gefahrzeichen
ich übersah es ich sah es nur aus dem
Augenwinkel ich übersah es irgendwie

Ich warte ich warte einfach nur ich
warte immer noch dass mein Körper
dass mein Körper wieder zusammengesetzt
wird dass mein Körper wieder erscheint

Und wo ist mein Körper ich bin auf einer
Insel des Zweifels auf einer einsamen
Insel und ich habe meinen Körper verloren
und alle Fakten verloren

Und alles was ich war ist nicht mehr da
es ist verloren der Bauplan ist verloren
keine Desoxyribonukleinsäure kein Plan
es ist keine Information mehr da

Es gab einen roten Faden es gab einen
Plan eine Formel es muss einmal eine
Gewissheit gegeben haben ein Ich ein
Ich eine Person einen Körper ein Ich

Und ich warte dass mein
ich warte dass mein Körper meine
Materie wieder rekonstruiert wird
meine Materie meine geliebte Materie

Mit all ihrer Unvollkommenheit
mit all ihrer Krankheit und ihrem Leiden
und Tod und Verzweiflung aber das alles
war greifbar es war irgendwie real

Mein Körper war irgendwie real
meine Gedanken mein Körper mein Scheißkörper
mein Arsch mein Gehirn mein Schwanz
meine Gefühle meine Gedanken

Ich war ein Experiment
ein Genexperiment aber na gut das war
in Ordnung für mich es gab
Informationen einen Bauplan einen Körper

Und jetzt bin ich
ich weiß nicht was
nicht mehr greifbar irgendwie aus der Welt
irgendwie auch für mich selbst nicht mehr greifbar

Und ich kann nur warten und nichts
tun und irgendwie auch nicht mehr
klar denken ich bin auf einer Insel des Zweifels
da ist kein Sauerstoff mehr

Ich brauche keinen Sauerstoff mehr und kein
Wasser keine Luft keine Liebe kein gar nichts
kein Scheißgarnichts da ist nichts mehr
nur noch Geist oder so was irgend so ein Geistscheiß

Ich kannte mich einigermaßen aus mit der
Materie ich hatte mich an sie gewöhnt ich
fand mich in ihr zurecht sie war so fest so
greifbar so real so irgendwie so real

Und jetzt bin ich körperlos ich bin
reiner Geist oder Alkohol oder Weingeist
oder irgend so ein Scheiß und ich zerränne mir
zwischen den Fingern wenn ich noch welche hätte

Wo sind die Fakten woran kann ich mich orientieren
wo kann ich mich selbst finden wo kann ich irgendwelche
Fakten finden irgendetwas Konkretes finden einen Plan
einen Bauplan für einen Körper einen Scheißkörper

Und ich wäre vielleicht lieber ertrunken oder erstickt
oder unter den Trümmern eines zusammenstürzenden Hauses
begraben worden oder vergiftet worden oder
ermordet worden und einfach tot tot

Anstatt gen Himmel zu fahren aber es ist
immer dasselbe es passiert mir immer wieder
nie sterbe ich normal immer werde ich vergeistigt
entmaterialisiert

Und was soll ich jetzt tun in dieser
Pseudo-Vollkommenheit in dieser Pseudo-Ewigkeit
in dieser Körperlosigkeit ich kann nur die Tage
die keine Tage mehr sind vorbeigehen lassen

Vorüberziehen lassen
und warten dass etwas passiert dass irgend etwas
passiert und ich mich wenigstens nach einem
Scheißunfall in einem Scheißkrankenhaus wiederfinde.

Google gefunden

Ich will einfach ein bisschen Müll schreiben
ein bisschen Schrott schreiben
ein bisschen Unsinn schreiben
so was wie

fjsafoi posau kn dsf9 nklsd fp mn-k.sufm n i7 sdhfmn ,s sd
sdaku flim it’s time to make plans
m,dsjlk mn,slkj.,-.kj I’m a tumbler
I’m a government man .ks ano mn,mnjmjdfhh asds< hAS MNSDLIA Und wird das dann gefunden von Google und Yahoo und Bing ja wird die Scheiße dann gefunden von den Suchmaschinen von der Erde und aus dem Weltraum von den außerirdischen Suchmaschinen aus dem All Und dabei will ich doch eigentlich nur atmen ich will doch eigentlich nur Mensch sein und essen und trinken und Blogartikel schreiben und Luft atmen und leben leben leben

Immer wieder sonntags

»Immer wieder sonntags kommt die Erinnerung« sang in den 1970er Jahren ein Schlagerduo. Ich glaube, es waren Cindy und Bert. Und dann gab es noch einen Schlager, da sang ein anderes Duo: »Ich fange nie mehr was an einem Sonntag an, weil der Sonntag mir meinen Glauben nahm«, und in beiden Schlagern, wie überhaupt bei fast allen Schlagern jener Zeit, ging es um das Scheitern von Liebesbeziehungen und dem damit verbundenen Liebeskummer. So kitschig und klischeehaft wie nur irgend möglich, versteht sich.

Aber deswegen habe ich mir die Überschrift dieses Blogartikels eigentlich gar nicht ausgedacht. Denn ich habe weder mit Schlagern was am Hut noch habe ich Liebeskummer. Sondern ich wollte darüber schreiben, dass ich immer wieder sonntags hier im Blog ein Zitat veröffentliche, mir aber aufgefallen ist, dass in manchen Wochen zwischen den Sonntagen kaum Artikel stehen. Das deutet leise darauf hin, dass ich wohl schreibfaul geworden sein muss.

Ein bisschen tröstet es mich, dass ich wohl nicht der einzige Blogger bin, dem es gelegentlich so geht. Auch CeKaDo hat Anfang 2013 darüber berichtet. Und er schrieb auch, dass er grässlich müde sei, weil er so früh aufstehen müsse. Nun, ich bin tagtäglich müde, auch ohne früh aufgestanden sein zu müssen. Furchtbar ist das. Und wenn man dann noch Blogartikel schreiben soll …

Aber ich will mich wieder mehr dazu zwingen. Ob ich meinen ursprünglichen Vorsatz aus 2009, jeden Tag einen Artikel zu schreiben, irgendwann wieder erfüllen werde, das weiß ich noch nicht und ich will es euch auch gar nicht versprechen. Ich kenne mich ja. Aber ich werde das Bloggen jedenfalls beibehalten.

Eingestellte, gestorbene, vergammelte Blogs gibt es schließlich schon genug auf der Welt.

Zitat der Woche: Sahara

Als ich drei- oder vierhundert Meter von der Pyramide entfernt war, nahm ich eine Hand voll Sand auf und ließ ihn ein kleines Stück entfernt wieder fallen, wobei ich leise vor mich hin sagte: ›Ich verändere die Sahara‹, und ich dachte daran, dass ich mein ganzes Leben lang gebraucht habe, um diese Worte sagen zu können.

– Jorge Luis Borges

Heimische Früchte

Von der Getränkemarke Fruchtstern gibt es einen Saft, der sich Heimische Früchte nennt. Auf der Tüte steht ziemlich groß: geerntet in Deutschland. Das klingt doch richtig schön nach einem einigermaßen regionalen Produkt. Leider steht bloß nirgends, wo diese in Deutschland geernteten Früchte denn zu Saft verarbeitet werden. In Deutschland? In Osteuropa? In China? Man weiß es nicht. Und der Hersteller ist so schlau, es nicht zu erwähnen, um die schöne Illusion des Umwelt schonenden Produktes nicht zu zerstören.