Kaufe nie die Mühle im Sack

Zunehmende Automatisierung wirft Fragen auf

2016-10-05 von Torsten in Kategorie Mehlwurm auf’m Turm

In vielen Bereichen, längst nicht mehr nur in der industriellen Fertigung, wird mehr und mehr automatisiert. So habe ich kürzlich gelesen, dass ein deutsches Paketunternehmen in einem Pilotprojekt die Zustellung von Paketen per Roboter testet. Ich habe im Video auch schon gesehen, dass Roboter bald in der Gastronomie eingesetzt werden könnten: Ein Roboter kriegte es ganz gut auf die Reihe, einem Gast ein Glas Limo einzuschenken und zu servieren. Hübsch war der Roboter nicht gerade, um nicht zu sagen: er war abgrundtief hässlich, und ich persönlich würde da doch immer ein nettes menschliches Wesen, möglichst weiblichen Geschlechts, vorziehen.

Und ich würde auch ungern in einem vollautomatisierten Krankenhaus liegen – nicht, dass ich der Technik nicht zutrauen würde, mich körperlich gut behandeln und versorgen zu können, aber ich mag es eben, mit Menschen in Kontakt zu treten. Ja, und ich freue mich auch, wenn der menschliche Paketbote klingelt, ich ihm auf der Treppe entgegenlaufe und man ein paar Worte wechselt. Einem Zustellungsroboter hingegen habe ich, wenn ich ehrlich bin, nichts zu sagen. Kurz gesagt, ich will diese ganze Roboter- und Drohnenkacke nicht.

Aber die zunehmende Automatisierung wirft ja auch ganz klare gesellschaftliche Fragen auf: Nämlich, wie sollen erstens die immer mehr werdenden Arbeitslosen finanziert werden, und was sollen zweitens diese ganzen Menschen mit ihrer unfreiwilligen freien Zeit tagein, tagaus anfangen? Wir wissen ja aus sozialwissenschaftlichen Untersuchungen, dass der Mensch Arbeit – Beschäftigung – braucht, um Sinn zu finden, sich wohl zu fühlen usw.

In der Zeitschrift t3n Nr. 44 vom 3. Quartal 2016 heißt es, neue Schätzungen des Finanzdienstleisters Citigroup gingen davon aus, »dass mittelfristig 57 Prozent aller Jobs in den OECD durch Maschinen überflüssig gemacht werden.« Und da werden natürlich die lauter werdenden Forderungen verschiedener Kreise nach einem sogenannten bedingungslosen Grundeinkommen mehr als verständlich. Zumindest muss die Gesellschaft sich langsam was einfallen lassen, oder sagen wir mal: Die Politik ist gefordert, vorausschauend Lösungen zu finden.

Meine persönliche Meinung: Wenn schon Unternehmen und Konzerne menschliche Arbeitnehmer entlassen und verstärkt auf maschinelle Arbeitskräfte setzen, dann sollen sie gefälligst auch dazu gezwungen werden, ihre Einsparungen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, insbesondere den Menschen, die der Automatisierung zum Opfer gefallen sind. Natürlich höre ich jetzt schon wieder die Unkenrufe: »Ja, aber die Konkurrenzfähigkeit auf den globalisierten Märkten!« Klar – ein bedingungsloses Grundeinkommen müsste schon weltweit gezahlt werden, nicht nur etwa in Deutschland. So etwas politisch durchzusetzen, dürfte zugegebener Maßen schwierig werden in einer Zeit, wo gerade die umsatzstärksten Lobbyisten den Hals nicht voll kriegen können und die größte politische Macht haben (nach meinen Beobachtungen und Einschätzungen).

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