Wir sind so durch den Wind

Brief von OB

2012-08-11 von Torsten in Kategorie Der Wind spinnt

Vor ein paar Tagen erhielt ich einen Brief von der Oberbürgermeisterin. »Klasse«, dachte ich, »jetzt werde ich bestimmt zum Ehrenbürger meiner Stadt ernannt, ohne eigentlich zu wissen, was mein Verdienst ist. – Himmel die Berge, da muss ich ja meine Wohnung putzen und aufräumen, wenn demnächst hier Reporter, Fotografen und die Oberbürgermeisterin auf der Matte stehen.«

Ganz aufgeregt öffnete ich den Brief. Doch was für eine Enttäuschung! Statt mich zum Ehrenbürger zu ernennen, kriminalisierte man mich quasi. Mein Personalausweis sei letzten Monat ausgelaufen, informierte man mich und drohte mir auch gleich in strenger Sprache ein Bußgeld an, falls ich bis Monatsende meinen Perso nicht erneuern sollte.

Die Aktionen, die die Stadt startet, um die mehr als leere Stadtkasse zu füllen, kann man schon fast als verzweifelt bezeichnen. Erst der Plan, eine Pferdesteuer einzuführen, was erboste Reaktionen der Bürger und Ablehnung auf breiter Front eingebracht hat. Dann die Aufforderung an alle Haushalte der Stadt, die Hundesteuer auch tunlichst zu entrichten. Das fand ich allerdings gut, denn wenn die (von mir ziemlich gehassten) Hundebesitzer/innen schon die Bürgersteige von ihren Drecksviechern vollkotieren lassen (ja ja, nicht alle, manche sammeln es auf), sollen sie wenigstens Steuern bezahlen, von mir aus sogar recht saftige.

Ja, und jetzt eben noch diese Briefzusendungen wegen eines seit zwei Wochen abgelaufenen Ausweises. Was kostet das, wenn ich das machen lasse? Ich weiß es nicht. Und ich weiß auch nicht, ob die Stadt die paar Euro wirklich so nötig hat wie ich, der ich diese Ausgabe gern noch ein wenig aufschieben würde. Bis in meiner eigenen Kasse wieder fett Geld drin ist.

2 Antworten zu »Brief von OB«

  1. piri ulbrich sagt:

    Ware es dir lieber gewesen, du wärest Ehrenbürger geworden?

  2. Torsten Sackmüller sagt:

    @Susi:
    Na ja, ist so mittelmäßig freundlich formuliert. In der Privatwirtschaft hätte man es vermutlich zunächst einmal etwas weniger drohend formuliert. Aber für die Stadt bin ich halt kein Kunde, dem man Service bietet, sondern ein unwilliger Gebührenzahler, der gefälligst die Kohle abzudrücken hat, und zwar ein bisschen dalli.

    @Piri:
    Ja, dann wäre ich in die Zeitung gekommen, so gemäß der Aussage von Andy Warhol, dass jeder berühmt werden kann – für fünfzehn Minuten. Kurzum, es hätte meinem Ego geschmeichelt, ich wäre stolz gewesen und vielleicht sogar ein bisschen arrogant geworden dem einfachen Volk gegenüber. »Wie, Sie kennen mich nicht? Also, hören Sie mal, ich bin Ehrenbürger der Stadt Remscheid! Leben Sie hinterm Mond oder was? Frechheit!«

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