Sack mir, wo die Mühlen sind

Blogs und Beuys

http://www.prisma.de/thema.2009_42_kommentar.html

Mein Leserbrief zu diesem Artikel:

Sehr geehrter Herr Hartlap,

ich schätze Ihre unterhaltsame bis bissige Kulturkritik sehr. Mit dem, was Sie über Blogs schreiben, kann ich jedoch nicht in allen Punkten übereinstimmen.

Richtig ist, dass zum größten Teil über Allzupersönliches und Allzumenschliches in Blogs geschrieben wird. Das ist für den normalen Leser, der den Schreiber nicht persönlich kennt, meist uninteressantes und überflüssiges Zeug.

Was Sie aber vergessen, ist, dass es auch andersartige Blogs gibt. Deren Schreiber verarbeiten in satirischer Weise Alltagsbegebenheiten, hinterfragen gesellschaftliche Entwicklungen oder politische Zustände, decken auf und prangern an.

Und das subjektiv, zensurfrei, emotional. Das kann Journalismus so nicht unbedingt bieten. Blogs sind gelebte Demokratie – mit dem Volk, durch das Volk, für das Volk. Und genau deswegen versuchen demokratiefeindliche Kräfte in demokratischen Parteien, so widersinnig das klingt, das Internet zu überwachen, zu kontrollieren.

Zurück zu dem, was Sie Bonsai-Format nennen: durchzieht Profanität nicht alle Lebensbereiche? Setzen Sie doch lieber an bei den vielen technischen überflüssigkeiten und Schwachsinnigkeiten, die gerade jugendlichen Konsumenten zum Kauf angeboten werden.

Und lassen Sie doch wenigstens ein paar gute Haare an den Blogs als der Stimme des Volkes.

Mit freundlichen Grüßen
Torsten Kelsch

Mein Blog: http://www.sackmuehle.de/
Bitte in der nächsten Prisma veröffentlichen, damit meine Besucherzahlen mal explodieren 😉

Stange

Gestern war bei meinen Eltern ein bisschen was los: sie hatten ein befreundetes Paar zu Besuch, mein Bruder und seine Lebensgefährtin kamen dazu und meine Wenigkeit war natürlich auch anwesend.

Nö, macht mir nichts aus, Single zu sein. Ich schreibe lieber ab und zu über Beziehungen anstatt selbst eine durchleiden zu müssen. Und die blonde Frau oben im Kopfbereich meines Blogs ist eine am Computer erschaffene 3D-Figur. Aber darum geht es hier und jetzt auch gar nicht.

Also, wie das immer so ist, man futtert Kuchen oder Abendbrot zusammen und man unterhält sich. Beides mag ich gerne. Nun gut, ich komme selten zu Wort, das war schon immer und überall so; aber wenn, dann kommt oft was Witziges aus meinem Mund. Ja, ich mag es, die Menschen zum Lachen zu bringen. Doch auch das soll hier und jetzt nicht das Thema sein.

Nein, es geht darum, dass es diesmal fast so etwas wie einen roten Faden gab. Das ist sonst eigentlich nie so bei solchen Treffen. Auch diesmal kamen wir vom Hölzchen aufs Stöckchen, wie man so sagt, doch ein Gegenstand tauchte immer wieder auf: die Stange.

Und das kam so: mein Bruder erzählte von einer schäbig wie die Nacht aussehenden und mit wenig weiblichen Formen ausgestatteten Tänzerin in einem vermutlich ebenso unattraktiven Nachtlokal in Hamburg, die erfolglos versucht hatte, in erotischer Weise an einer dieser typischen Stangen Striptease zu tanzen.

Seine Freundin allerdings, wenngleich sie einen erheblich seriöseren Beruf ausübt, macht deutlich mehr her als diese Stangenbohne, und so wurde über die Installation einer fetzigen Chromstange im heimischen Schlafzimmer nachgedacht. Natürlich nur für allerprivateste Darbietungen.

Nun ja, ihr könnt selbst spekulieren, was für Assoziationen es zum Begriff »Stange« gegeben haben mochte.

Wie wir allerdings von so unterschiedlichen Themen wie Reisen, Wasserwerfer, Jugendbanden, Computer in der Grundschule, Akademie für musische Bildung, Beerdigungen oder auch Diebstahl in Unternehmen immer wieder auf die Stange kamen – das weiß ich auch nicht.

Und es ist mir ein Stück weit unerklärlich.

AstroTV

Ich glaube, bei AstroTV haben die bald so ziemlich alles durch, was es an Esoterik gibt. Momentan sind die Engel dran. Also, ich will jetzt nicht behaupten, es gebe keine Engel, aber auf welche schäbige und unsinnige Art dieser Sender (gut)gläubigen Menschen in wahrscheinlich schwierigen Lebenssituationen das Geld aus der Tasche zieht, das ist mehr als unschön.

Unglaublich, wie viele Leute bei dem Schwachsinns-Sender anrufen. Schrecklich verzweifelt müssen die sein. Es läuft so: ihre Stimmen werden ausgeblendet (wenigstens das ist fair), die Moderatorin fragt nach dem Geburtsdatum und sagt der Anruferin (ja, meistens sind es Frauen) ihren »Seelennamen« und den Erzengel, der zur Zeit für sie zuständig ist.

Ja, und das war es. Versprochen wird den Anruferinnen noch, dass sie am nächsten Morgen Energie geschickt bekommen.

Na gut, also mit der Energie frühmorgens ist es bei mir auch nicht so gut bestellt.

Badewanne

Manche Menschen singen in der Badewanne. Mir hingegen kommen Gedanken. Zum Beispiel:

»Jetzt ist mir endlich schön warm. Im Sommer dusche ich lieber, in der kalten Jahreszeit bade ich. Womit waschen sich andere Menschen die Intimzone? Ich nehme ganz gern das Haarshampoo. Was für den Kopf gut ist, kann für die Genitalien nicht schlecht sein. Eukalyptus-Badeöl lindert keine Erkältung, riecht aber gut.«

So ein Zeug kommt mir halt in den Sinn. Nie beim Duschen. Immer nur beim Baden in der Wanne.

Die Unbilden des Einkaufens

So, heute will ich mal als Einstieg meine geschätzten Leser beschimpfen, die das Wort »Unbilden« nicht kennen: es bedeutet »die unangenehmen Seiten« von etwas, ihr Sprachspackolanten! Ihr könnt aber auch meinetwegen ruhig bild.de oder irgend so einen Scheiß lesen, wenn euch mein Tadel nicht passt.

Ja, kommt, jetzt seid mal nicht gleich beleidigt. Rockmusiker pissen urinieren doch auch von der Bühne ins Publikum, und die kreischenden Teenager fallen vor Verzückung, nicht vor Ekel, in Ohnmacht. Gut, ich bin nicht so berühmt, zugegeben. Aber das kann ja noch kommen.

Als Wörterbuch dient mir übrigens seit kurzem zusätzlich zu meinen bisherigen Wörterbüchern das »Langenscheidts Großwörterbuch – Deutsch als Fremdsprache«, obwohl ich ja selbst ein Deutscher bin. Das fand ich aber im »Basar« der Stadtbücherei und es hat nur einen Euro gekostet. Gut, entgegen dem Untertitel »Das einsprachige Wörterbuch für alle, die Deutsch lernen« muss ich zwar Deutsch nicht erst lernen, da es halt meine Muttersprache ist, aber die Erklärungen sind schön einfach gehalten, und Einfachheit finde ich generell, und so auch hier, besser als Kompliziertheit.

Zum Thema: Heute wollte ich in einen Supermarkt gehen, doch auf dem Weg dorthin fiel mir auf, dass an einem sehr alten und in der ganzen letzten Zeit geschlossen gewesenen Schuhmachergeschäft ein Schild hing, das die Wiedereröffnung bekannt gab. »Heißa«, dachte ich, »nun bekomme ich doch noch endlich in dieser verschissenen Stadt passende Schnürsenkel!«

Ein bisschen verändert war der Laden, aber eigentlich nicht wesentlich. Immer noch vergammelt und aus den neunzehnhundertsechziger Jahren stammend. Allerdings war nun kein Deutscher mehr der Ladenbesitzer, sondern ein Türke. Gut, die sind ja oft sehr freundlich und serviceorientiert. Nach langem Hin und Her fand der Mann endlich ein passendes Paar Schnürriemen, sogar in Schwarz, wie ich es ja haben wollte. Der frühere deutsche Schuster hatte das damals irgendwie nicht auf die Reihe gekriegt: Sechsloch, dünn und schwarz. Scheinen ja unheimlich außergewöhnlich zu sein, solche Schnürsenkel, so ähnlich wie: zwei Meter lang, aus Schafwolle, grün gestreift und mit rosafarbenen Blümchen drauf oder so.

Ein zweites Paar fand der Türke aber nicht; nun gut, ich nahm halt noch dunkelblau dazu, ist ja auch fast schwarz. Ich bezahlte den vollen Preis, obwohl es nicht genau das war, was ich hatte haben wollen, und ärgerte mich kurz später auf der Straße auch gleich. Und außerdem: hoffentlich hatte ich den Mann nicht gekränkt, diese Orientalen feilschen doch so gern.

Egal, auf zum Supermarkt. Bekam alles, was ich wollte, und die fertigen Stullen oder Sandwiches, wie man sie gern nennt, weil sie dreieckig sind, waren sogar 45 Cent billiger, wegen dem abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum (ja, Dativ ist falsch, ich weiß). Sparen ist gut, und ich hab mich noch nie vergiftet und nur ein einziges Mal wegen Schimmel was wegschmeißen müssen (Kräuterbaguette).

Doch zu Hause der Schock: die Kassiererin hatte den Rabatt gar nicht abgezogen. Um es kurz zu machen: ich wieder zurück, Geld wiederbekommen, danke sehr, und ab nach Hause. Auf dem Heimweg regnete es.

Und ich gehe immer ohne Schirm.

Dreckiges Bergisches Land

Heute bin ich durch die Straßen meiner Stadt gelaufen und ich habe mich gefragt: »Ist der Großteil der Bevölkerung so asig oder bin ich so kultiviert?« Denn die Bürgersteige meiner Heimatstadt Remscheid sind unansehnlich bis eklig. In den Nachbarstädten ist es nicht viel anders: Wuppertal, Solingen, Velbert – alle versifft und verdreckt.

Ja, jetzt denken manche von euch vielleicht: »Hallo, was ist denn hier der Torsten so spießig drauf, wo der doch sonst so auf locker tut!« Moment, Freunde: eine unkonventionelle Denkweise hat aber nun mal so gar nichts mit einem Mangel an gutem Benehmen zu tun. Seinen Müll einfach irgendwohin zu schmeißen ist eine Mischung aus Faulheit, Rücksichtslosigkeit und Egoismus. Es ist ein unsoziales Verhalten. Nichts anderes.

Wer genau wissen will, was einem auf Remscheids Straßen ins Auge fällt – aufgepasst: zerfledderte Zeitungen, festgetretene Kaugummis, leergefressene Currywurst-Pommes-Schalen, natürlich eine Menge zerbrochener Flaschen (von Bier über Pfirsichbowle bis zu Wodka und was die Jugendlichen sonst so alles saufen) und nicht zuletzt Hundescheiße und gelegentlich auch mal ein kuhfladengroßes Pfützchen Kotze.

Das Bergische Land hat ja wunderschöne Wälder, doch auch hier wird Abfall hingeschmissen, mitten in die Natur. »Joh ey, kuck doch einfach in den Himmel, wenn dich das stört!«

Danke für den Tipp.

Alles hat ein Ende

So, ich erkläre die Herbstpause als beendet. Denn alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Ab morgen gibt es wieder tägliche Gedanken, Beobachtungen und persönliche Meinungen, mal witzig, mal nachdenklich und mal völlig daneben und so. Aus dem Alltag gegriffen. Ihr kennt das ja, wenn ihr mein Blog öfters lest. Wenn nicht, wird es jetzt aber Zeit, genau das zu tun. Regelmäßig. Oder wenigstens ab und zu. Danke.

Herbstpause

So, das Weblog »Sackmüle« macht Herbstpause. Eine Sommerpause ist schließlich nichts Besonderes, die macht jeder Hinz und Kunz.

Lies auch die häufig gestellten Fragen (frequently asked questions), die ich mir selbst ausgedacht habe und die in Wirklichkeit bisher noch kein einziger Mensch gestellt hat:

FAQ

Q: Was heißt Herbstpause in diesem Fall?
A: Hm, weiß ich selber nicht. Ich will einfach mal vom Stress befreit sein, meine eigene Vorgabe erfüllen zu müssen, jeden Tag einen Artikel zu veröffentlichen.

Q: Wie lange dauert die Herbstpause?
A: Da möchte ich mich nicht festlegen. Vielleicht drei Tage oder zwei Jahre oder einen Monat.

Q: Ich bin aber süchtig nach »Sackmüle«. Was mache ich denn jetzt bloß?
A: Tja, Entzugserscheinungen lassen sich lindern, indem du ältere Artikel noch mal liest.

Q: Ist das Fakt mit der Pause? Ist das beschlossene Sache?
A: Nö. Vielleicht denke ich schon morgen wieder anders darüber.

Es geht aufwärts

So, Freunde der Nacht, aufgepasst!

Gestern Morgen hatte ich einen erfreulichen Traum: ich ging einen Weg, der durch eine Wiese führte, entlang, und zwar aufwärts auf einen Hügel hinauf. Ein wenig störten mich die vielen Menschen, die diesen Weg auch entdeckt hatten, denn in der Natur bin ich eigentlich am liebsten allein.

Beim Hinaufgehen schaute ich nach links in die Landschaft hinein, und da war eine andere Erhebung, aber mehr ein Felsen oder kleiner Berg, jedenfalls aus nacktem, rundlichen Gestein zusammengesetzt und richtig steil, nicht so sanft ansteigend wie der Hügel, auf dem ich mich befand. Ich fand die Idee reizvoll, auch dort eines Tages hinaufzugehen. Vielleicht hatte ich das in der Vergangenheit sogar schon einmal getan, vielleicht war das aber auch ein anderer Berg gewesen, ich wusste es nicht genau.

Oben auf dem Hügel angekommen, war dieser eher in den Korridor eines Gebäudes verwandelt. Es gab wohl am Ende des Ganges eine offene Aussichtsplattform. Als ich wieder zurück ging, schaute ich durch eine riesige Scheibe in eine Art Häuserflucht hinein, das sah extrem perspektivisch aus. Ich wollte das fotografieren, auch eine andere interessante Ansicht noch, kam aber irgendwie nicht dazu, und auch hier störten mich wieder ein bisschen die vielen Leute. Trotzdem fühlte ich mich recht wohl. Die Menschen verhielten sich neutral, waren einfach da. Man ist eben nicht allein auf der Welt, und das ist ja auch schön so.

Tja, ihr Traumdeuter, das war doch ein großartiger Traum, nicht wahr? Es geht in meinem Leben aufwärts, ohne allzu große Anstrengung, und neue Perspektiven tun sich mir auf. Stark! Freu ich mich drauf!

Und für danach wartet der nächste, vielleicht anstrengendere Aufstieg auf mich, der aber möglicherweise noch bessere Perspektiven und noch mehr Glück beim Erreichen des Gipfels bietet. Wow!

Nebel am Geburtstag

Heute hat ein Freund von mir namens Michael (Name von der Redaktion ungeändert) Geburtstag. Tja, gestern noch super Wetter, heute herbstlicher Nebel, man kann es sich halt nicht aussuchen. Aber der alte Haudegen lässt sich, wie ich ihn kenne, gar nicht die Stimmung vermiesen, am allerwenigsten vom Wetter.

Ja, also immer nur Sonne ist auf die Dauer auch langweilig, und gerade bei Nebelwetter kann man sehr reizvolle Fotos schießen. Du, Michael, fotografierst ja auch gern, soweit ich weiß. Deswegen möchte ich heute mal ein Nebelfoto von mir selber hier zeigen und beweisen, dass diese geheimnisvolle, stille Stimmung sehr, sehr schön sein kann.

Alles Gute noch!

Nebel am Geburtstag