
Diese Schlange, die du oben auf dem Bild siehst, habe ich neulich auf einem Spaziergang kennengelernt. Sie quatschte mich einfach an, indem sie sprach: »Na, was für ein Buchstabe bin ich?«
Ich hatte sie zuerst für einen Regenwurm gehalten, da sie sehr klein war, oder vielleicht für einen winzigen gebogenen Zweig. Aber Regenwürmer und Teile von Bäumen können ja nicht sprechen, und so wurde mir klar, dass es sich um eine Schlange handeln musste.
Jedenfalls antwortete ich: »Hä? Du bist eine Schlange, weiter nichts.«
Und sie wiederum sagte: »Ja, na gut, aber was für einen Buchstaben stelle ich dar, so wie ich hier liege auf diesem – nebenbei bemerkt, furchtbar heißen und dazu noch staubigen – Weg?«
Ich meinte: »Du siehst wie kein Buchstabe aus, den ich kenne.«
»Doch«, rief sie ärgerlich in Anbetracht meiner ihrer Ansicht nach vermutlich immensen Ahnungslosigkeit und Dummheit, »ich stelle den Buchstaben S dar!«
»Du liegst falsch rum«, sagte ich, »oder hast dich falsch herum gekrümmt oder geschlängelt oder wie das bei euch heißt, aber es ist mir auch egal, und jetzt halte dein freches Schandmaul, sonst …«
Ach, ich hielt inne, denn ich wollte doch gar nicht immer so aus der Haut fahren und schon erst recht nicht einem verblödeten Schlangenmistvieh etwas im Zorn zu Leide tun, und so ging ich einfach weiter, rief freundlicherweise schnell noch »Tschüss!«, und wenn ich jetzt nicht über diese Begebenheit geschrieben hätte, würde ich sie wohl bald wieder vergessen. Aber so … na ja, so wird mir diese dumme Sache wohl noch lange Zeit im Kopf herum spuken.
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