Als ich heute Abend nach dem Einkauf mit dicker, voller Baumwolltragetasche aus dem Netto kam, wandte sich aus ein paar Metern Entfernung eine Frau, die einen Hund an der Leine hatte, mir zu, und ich ahnte schon, was sie wollte. Richtig: »Entschuldigung, hätten Sie vielleicht etwas Kleingeld für mich?« Ich, leicht den Kopf schüttelnd: »M-m!«, was so viel wie »Nein, ich will nicht, lassen Sie mich in Ruhe!« bedeuten sollte.
Die Frau sagte: »Trotzdem danke, und schönen Abend noch!« Ich war ein bisschen überrascht, wünschte ihr ebenfalls einen schönen Abend und machte, dass ich fort kam. Doch als ich ein paar Schritte gegangen war, blieb ich, nachdenklich geworden, stehen und suchte, unbemerkt von der Frau, eine Ein-Euro-Münze aus meiner Geldbörse heraus, ging zu ihr zurück und sagte: »Sie waren sehr freundlich zu mir, obwohl ich abgelehnt habe, das fand ich sehr nett.« Ich legte ihr die Münze in die Hand, sie lächelte und sah dabei sehr glücklich aus und meinte noch einmal: »Danke sehr, und schönen Abend noch!« Und auch diesmal erwiderte ich natürlich den Gruß.
Ich glaube, ich habe das Richtige getan. Und ich glaube, dass mich »einfache« Menschen mehr lehren können als die schlauesten Psychologie-Bücher; und ich möchte mich von nun an darin üben, mehr Achtung als bisher zu haben, egal, wer da gerade vor mir steht.
2021-01-06 um 01:50
Gar nicht so einfach das mit der Achtung, wiewohl essentiell.
Wir Menschen scheinen ein „oben“ und ein „unten“ zu brauchen (sonst wäre diese Haltung wohl nicht so verbreitet).