Heute vor ich weiß nicht, wie vielen Jahren ist ein Freund von mir gestorben, ziemlich jung, Mitte zwanzig oder so, an einer damals unheilbaren, seltenen Stoffwechselerkrankung.
Meine und seine Mutter hatten in der Entbindungsstation nebeneinander gelegen, und Andreas war zwei Tage später als ich geboren worden, am 23. Juni 1961. Man kann also sagen, dass ich ihn seit seiner Geburt kannte. Da unsere Mütter sich angefreundet und nach der Entlassung aus der Klinik den Kontakt zu einander gehalten hatten, habe ich natürlich einen Großteil meiner Kindheit und Jugend mit Andreas verbracht.
Er lernte als junger Mann Automechaniker und reparierte mir gelegentlich mein Auto. Seine Mutter, »Tante Lilo«, mutmaßte nach seinem Tod, ich wäre nur mit ihm befreundet gewesen, weil er meine Gurkenautos in Stand hielt. Aber das stimmt nicht. Ich wäre auch mit ihm befreundet gewesen, wenn er … wenn er halt nichts für mich umsonst gemacht hätte. Schließlich düsten wir viel in der Gegend rum, immer mit der damals angesagten Musik im Auto, also The Sweet, T. Rex, Uriah Heep und so was, machten Pizzerien unsicher und hingen in Jugendcafés herum.
Keine Ahnung, ob wir noch befreundet wären, würde er noch leben. Keine Ahnung, wie sein Leben verlaufen wäre – ob er eine Frau geheiratet und Kinder gekriegt hätte. Ob er sich immer noch für Autos interessieren würde. Und ob ich ihm mal eine Website gebaut hätte. Für umsonst, versteht sich. Keine Ahnung. Ich spüre nur gerade, dass ich verdammt traurig bin.
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