Irgendwie schade, dass der 17. Juni kein Feiertag mehr ist, aber immerhin ist er noch ein Gedenktag. Was war passiert am 17. Juni 1953? Nun, die Bürger in der noch jungen DDR waren unzufrieden mit den politischen Zuständen. Sie wünschten sich freie Wahlen und die Wiedervereinigung beider Teile Deutschlands; außerdem bemängelten sie etliche Missstände, die das Leben beeinträchtigten. Viele Bürgerinnen und Bürger demonstrierten in über 700 Orten und mussten erleben, dass diese Demos vom SED-Regime mithilfe russischer Panzer kurzerhand brutal niedergeschlagen wurden.
Mein Vater ist an diesem Volksaufstand dabei gewesen. Er ist nicht körperlich zu Schaden gekommen, aber er musste fortan berufliche Nachteile in Kauf nehmen. Einige Jahre später, und zwar 1957, also lange vor dem Mauerbau, ist er in die Bundesrepublik übergesiedelt. Als er Arbeit und eine Wohnung gefunden hatte, kam meine Mutter nach.
Und ganz ehrlich, das war gut so; ich hätte nicht in der DDR aufwachsen wollen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das politische System weder mit Sozialismus noch Demokratie viel zu tun hatte. Man konnte ja nicht frei seine Meinung sagen, falls die mit den Ideen der SED irgendwie nicht so ganz übereinstimmte.
Und heute, da unsere Bundesregierung das Infektionsschutzgesetz zur Anwendung kommen lässt, um die Bevölkerung so gut es geht vor einer ziemlich gefährlichen Krankheit zu schützen, heute schreien irgendwelche Querköppe gleich »Diktatur, Diktatur«? Also, von Panzern oder einem sonstigen militärischen Aufgebot bei Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen habe ich jedenfalls noch nichts gehört. Hier darf man eben demonstrieren, für oder gegen was auch immer. Und dass man das darf, das ist nicht gerade ein Merkmal einer Diktatur.
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