Kaufe nie die Mühle im Sack

Schlimme Publikationen

2020-01-28 von Torsten in Kategorie Prügel vom Windmühlenflügel

Das Self-Publishing, zu Deutsch etwa Selbstverlegen, also das Veröffentlichen von Büchern in eigener Regie, ist eine gute Sache – nun ja, sollte man zunächst einmal meinen. Denn mithilfe von Self-Publishing-Plattformen kann jede Person, die glaubt, etwas zu erzählen oder zu berichten zu haben, ihre Werke herausgeben, ohne auf Verlage angewiesen zu sein. Aber genau das ist leider auch der Knackpunkt.

Ein Verlag will und muss wirtschaftlich arbeiten, wird also in eigenem Interesse nur das veröffentlichen wollen, welches verspricht, Gewinn abzuwerfen. Es sollte also eventuell thematisch im Trend liegen, auf jeden Fall aber inhaltlich interessant erscheinen und stilistisch gekonnt kreiert worden sein. Wurde das Werk einer Autorin oder eines Autors angenommen, wird es noch lektoriert und korrigiert, außerdem wird ein professionelles Cover gestaltet. Ich finde zwar auch in Büchern von namhaften Verlagen fast immer Fehler, jedoch sind das in aller Regel nur sehr wenige.

Eigenverleger/innen können die Qualität, die ein klassischer Verlag bietet, möglicherweise auch erreichen, nur scheint mir das doch eher die Ausnahme von der Regel zu sein. Allein schon in Leseproben habe ich immer wieder Erschreckendes sehen müssen. Gerade heute wieder: Die Leseprobe eines Sachbuches von einem selbst verlegenden Schreiberling wies auf einer einzigen Seite gleich mehrere Rechtschreibfehler auf. Hier sind nur ein paar davon:

Schlimme Publikationen (Bild 1)
Schlimme Publikationen (Bild 2)

Fast noch schlimmer: In dem Buch will der Autor wohl die Allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein widerlegen. Kann man ja machen, wenn man Physiker ist oder so. Aber wenn die Gedankengänge und Berechnungen womöglich so schlampig sind wie die Rechtschreibung – nun ja, da stelle ich mir doch schon vergnügt ein mögliches nächstes Buch vor, in welchem der Autor uns weismachen will, dass die Erde keine Kugelform hat, sondern eine Scheibe ist …

2 Antworten zu »Schlimme Publikationen«

  1. Ronald sagt:

    Von der Rechtschreibung lässt sich nicht unbedingt auf wissenschaftliche Qualität schließen! Ich habe häufig und schon früh, also während meines Zivildienstes, die Erfahrung gemacht, dass Akademiker und damit auch oft Wissenschaftler zwar ihr Fachgebiet beherrschen, aber schwach in Stil und Grammatik sind. So hatte damals mein Vorgesetzter, ein leitender Arzt und angesehener Forscher auf dem Gebiet einer bestimmten Erbkrankheit, mitbekommen, dass ich Germanistik studieren wollte. Also bat er mich, in meinen freien Zeiten einen korrigierenden und im Hinblick auf Verständlichkeit lektorierenden Blick auf das Manuskript eines von ihm demnächst zu veröffentlichenden Buchs zum Thema zu werfen. Solche Leute haben einfach keinen Blick für Stil und Grammatik.

    Das Problem von Autoren wie in deinem Beitrag ist zunächst, dass sie sich keinen Korrektor oder Lektor leisten können oder wollen. Und dass sie oft, so hat es den Anschein, wenigstens noch nicht einmal die automatische Rechtschreibprüfung ihres Texteditors nutzen! Was sie dabei aber nicht berücksichtigen, ist, dass es immer noch eine geneigte Leserschaft gibt, der Fehler nicht gleichgültig sind und das Buch bei zu vielen davon mehr oder weniger schnell wieder zur Seite legen. So wie du und ich.

  2. Torsten Sackmüller sagt:

    Da stimme ich dir zu. Ich selbst habe im Freundeskreis Menschen mit Legasthenie, also einer Lese- und Rechtschreibstörung, was man ihnen selbstverständlich nicht vorwerfen kann. Die automatische Rechtschreibprüfung können sie aber vermutlich schon einschalten.

    Zu der fachlichen Qualität des von mir angeführten Buchbeispiels kann ich freilich nichts sagen, da ich das Buch nicht gelesen habe. Mir fällt nur immer wieder auf, dass man im Bereich der Eigenveröffentlichungen massenweise auf Schund trifft, während man Gelungenes doch angestrengt suchen muss.

    Und das alles sage ich, obwohl ich selbst Self-Publisher bin; es gibt bisher drei Gedichtbücher von mir bei epubli (https://www.epubli.de/suche?q=torsten+kelsch), jeweils gedruckt und als E-Book. Und natürlich passieren auch mir Fehler, das ist ja ganz klar, und meine Gedichte werden wohl auch nicht jeder Leserin, jedem Leser gefallen. Aber ich habe doch das Bestreben, eine möglichst hohe Qualität abzuliefern. Das vage Bedürfnis, der Welt die allerprofansten Gedanken in kitschigster Form mitzuteilen (hier rede ich vom Bereich Belletristik, nicht Sachbuch, wie weiter oben), ohne sich jemals mit Schreibkunst befasst zu haben, sollte eben nicht als ausreichend für eine Publikation empfunden werden, finde ich.

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