Mehl ins Getriebe

Die Motten

2018-05-20 von Torsten in Kategorie Dinkel im Winkel

Ich habe mich in letzter Zeit schwer darüber gewundert, dass ab und zu in meinem Wohnzimmer eine Motte an der Wand saß, und immer wieder mal welche erschienen. Und ich meine nicht diese Lichtmotten, die mir nichts ausmachen, sondern die anderen, blöden, die man Kleidermotten nennt. Mit einem mit Rasierwasser befeuchteten Papiertaschentuch oder Klopapierblatt habe ich sie immer so erwischt, dass kein Fleck an meiner schönen Tapete entstand. Mistviecher. Doch woher kamen sie, also wo war ihr Nest? Das habe ich heute herausgefunden, durch Zufall.

Ich habe nämlich die Glastür meiner Vitrine geöffnet, um ein wenig Ordnung in selbiger zu schaffen. Und da flatterte aufgeregt so eine Motte auf. Im Schrank fand ich sie nicht mehr, aber ich entdeckte sie eine Minute später an der Wand. Nun, meine Vorgehensweise in so einem Fall habt ihr im ersten Abschnitt kennengelernt.

Das Problem war, dass in meiner Vitrine –

– ich muss kurz unterbrechen. Gerade krabbelte doch tatsächlich eine langbeinige Spinne hinter meinem Schreibtisch hervor, gerade bis zum Winkel der Dachschräge, genau in Augenhöhe, während ich am Schreibtisch auf meinem Bürodrehstuhl saß. Motten finde ich blöd und eklig, aber der Fall mit Spinnen liegt etwas anders: ich habe eine Arachnophobie, eine krankhafte Spinnenangst; nicht von frühester Kindheit an, sondern sie hat sich irgendwann ausgebildet, als ich wohl schon ein älteres Kind oder Jugendlicher war. Nun, gegen Spinnen habe ich auch so meine Methoden, die ich hier aber nicht näher erläutern möchte. Das würde sicher heftige Proteste von Tierschützerinnen und Tierschützern zur Folge haben. Nur so viel sei gesagt: Ich verabscheue es, Tieren Leid anzutun und suche bei der Bekämpfung von unliebsamen Besuchern des Hauses oder Gartens möglichst schonende Methoden zur Vertreibung oder, wenn nötig, auch Tötung. Ja, ich weiß, Spinnen sind nützlich, weil sie Insekten fressen und so. Das ändert aber nichts an meiner Phobie. Und im Garten lasse ich sie natürlich völlig in Ruhe. Doch wo wir schon beim Thema Tierschutz sind: Nach einer gewissen Fleischgier-Phase bin ich gerade wieder dabei, meinen Konsum tierischer Produkte herunterzufahren, was eigentlich ziemlich unproblematisch ist, da es viele leckere pflanzliche Produkte gibt.

Nun, nach diesem Abstecher schnell zurück zu den Kleidermotten: Neben den Stofftieren und Puppen aus synthetischen oder pflanzlichen Materialien gibt es auch eine lustige, ziemlich bunte und handgemachte Eule aus Wolle. Ich weiß, ich weiß, Tierschutz! Ich habe sie als junger Mann aber geschenkt bekommen. Dieses tierische Material, eben die Schafwolle, stellte offensichtlich eine leckere Mahlzeit für die Larven oder Raupen der Motten dar, oder wie auch immer man die nennt. Die Beschädigungen sind zum Glück minimal bis gar nicht sichtbar, aber ich sollte nun wohl doch mal ein Lavendelsäckchen in der Vitrine platzieren. Im Kleiderschrank leisten diese duftenden Beutel ja auch gute Dienste. Obwohl ich dort kaum Probleme mit Motten habe, fast alles ist aus Baumwolle. Die teuren Jacketts allerdings sind aus reiner Schurwolle. Ich weiß: Tierschutz und so. Doch damals, vor Jahrzehnten, als ich die Jacken kaufte, habe ich über so etwas noch nicht großartig nachgedacht.

Na, nach diesen ganzen fürchterlichen Erlebnissen heute Abend gönne ich mir wohl einfach mal ein Likörchen. Das dürfte wohl rein pflanzlich sein.

5 Antworten zu »Die Motten«

  1. Violine sagt:

    Die scheiss Motten.
    Ich packe jetzt meine Stricksachen alle in die diese Plastikboxen und tue noch ein Lavendelsäckchen rein.
    Seit ich – wahrscheinlich, ich trau mich gar nicht, das genauer zu untersuchen – einen wunderschönen Strickpulle an die Motten verloren habe. Wahrscheinlich muss ich ihn ein zweites Mal stricken.

  2. Torsten sagt:

    Dann stricke am besten mit Baumwolle statt mit tierischer Wolle. Da gehen sie nicht so gerne dran. Der Trick mit den Plastikboxen ist natürlich auch gut.

  3. Violine sagt:

    Baumwolle trägt sich ganz anders, kommt gar nicht in Frage! Ausserdem ist Baumwolle nix für den Winter, sondern für den Sommer. Das war aber ein Winterpulli.
    Die Schurwolle übrigens aus einer Schäfereigenossenschaft.

  4. Torsten sagt:

    Muss ja jeder selbst entscheiden, was ihr oder ihm am bequemsten ist. Ich finde, dass Schurwolle total kratzt, und ich friere auch mit Baumwollkleidung im Winter nicht. Natürlich ziehe ich je nach Temperatur mehrere Sweat-Shirts oder Hemden übereinander.

    Übrigens finde ich es total super, Schafe zu streicheln. Dieses wachsartige Fell ist echt irre, und die Hände riechen danach so schön animalisch. Im Ernst jetzt.

  5. Violine sagt:

    Ja, bei Fasern hat jeder andere Angewohnheiten bzw. Empfindlichkeiten.

    Diese Schurwolle aus der Schäfereigenossenschaft kratzt tatsächlich, aber ich habe ja noch was drunter an, dann macht das nichts.
    Manche finden Alpaka superkratzig, weil da die Härchen so rausstehen. Ich mag Alpaka gerne (bzw. eine Mischung aus Alpaka und Schurwolle), aber das kann sich nicht jede raussuchen. Wenn man empfindlich ist, ist man empfindlich.

    Baumwolle nun hat nicht die Elastizität die andere Wolle hat, deswegen stricken manche mit ihr nur ungern. Bzw. kann sein, dass sie sich beim Waschen echt verzieht (jedenfalls bei Selbstgestricktem).

    Zu letzterem oben: Glaube ich Dir gerne.

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