Mehl ins Getriebe

Lieferverlierer

2017-12-01 von Torsten in Kategorie Prügel vom Windmühlenflügel

Ich hatte mich vor zwölfundneunzig Jahren mal bei Lieferheld angemeldet. Gestern habe ich meine Passwortliste durchforstet, um veralteten Kram aufzuspüren und mich auch von nicht mehr von mir genutzten Websites abzumelden. Mein Login bei Lieferheld klappte noch, ich schaute mir das Ding an und stellte fest, dass ich in so-und-so-vielen Jahren nur ein einziges Mal über diese Fast-Food-Bestell-Plattform etwas geordert hatte.

Nun ist es aber so, dass ich erstens auf diesen ganzen Schlangenfraß gar keinen Bock mehr habe, zweitens, dass ich im gegenteiligen Fall und wenn ich gerade unterwegs bin, in persona in eine nahe gelegene Frittenbude oder Pizzeria gehe, und drittens, dass ich zu Hause, egal ob ich allein bin oder Besuche habe, lieber etwas koche oder einen Auflauf in den Backofen schiebe.

Darüber hinaus führen jegliche Plattformen zwar einerseits dazu, dass hierin insbesondere kleinere Selbständige, wie eben lokale Gastronomen, eine Möglichkeit geboten bekommen, ganz gut per WWW gefunden zu werden oder ohne eigene Website dennoch an Kunden zu kommen, doch andererseits bilden sich unter Umständen ausbeuterische Strukturen heraus. Man kommt, vereinfachend gesagt, als Unternehmerin/Unternehmer nicht um solche Plattformen herum, bezahlt aber dafür auch eine mehr oder weniger satte Provision. Sascha Lobo, der bekannte Blogger und Autor, spricht gern von Plattformkapitalismus.

Aus allen diesen Gründen wollte ich mich bei Lieferheld komplett abmelden, also mein Konto löschen. Nur – das geht gar nicht. Viele Unternehmen, bei denen man einen Account hat, machen es einem zum Glück leicht, wieder auszusteigen: auf »Konto dauerhaft entfernen« klicken, bestätigen, dass man das wirklich will, und das war’s. Nicht so bei Lieferheld, oh nein – vermutlich sind die Betreiber so von sich und ihrer großartigen Fressen­­bestellungs­plattform überzeugt, dass sie gar nicht damit rechnen, dass ein Hungriger da irgendwann wieder kündigen will. Ich habe den Lotterladen also mal per E-Mail angeschrieben und um Löschung meiner Daten gebeten. Das ist jetzt so ungefähr zwölf Stunden her. Noch keine Antwort. Ich bin mal gespannt, ob da noch was kommt.

So, erst mal was zu Mittag kochen.

Nachtrag:
Ich habe am nächsten Tag, an einem Samstag, eine Antwort bekommen. Mir wurde bestätigt, dass es momentan noch nicht möglich ist, das eigene Konto zu löschen, aber dass Lieferheld dies für mich erledigen will. Das relativiert meinen recht negativen Artikel ein wenig; andererseits finde ich es nach wie vor ein schwaches Bild, dass ein so großer Anbieter keine unkomplizierte Löschung des eigenen Kontos anbietet.

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