Sack mir, wo die Mühlen sind

Integriertes Umweltprogramm 2030

2017-03-09 von Torsten in Kategorie Mehlwurm auf’m Turm

Vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit kann man ein PDF-Dokument herunterladen mit dem hübsch weichspülerartigen und einlullenden Titel Den ökologischen Wandel gestalten – Integriertes Umweltprogramm 2030.

Der »ökologische Wandel« ist zweifelsohne etwas Gutes und äußerst Dringendes. Aber wieso muss er »gestaltet« werden? Er muss endlich durchgeführt werden, Gestaltungsvorschläge gibt es doch zuhauf! Und die Jahreszahl 2030 klingt natürlich so, als hätten wir noch jede Menge Zeit. Haben wir aber nicht, wir stehen kurz vor einem Kollaps. Ein ökologischer Wandel muss jetzt durchgeführt werden, in 2017, nicht in 2030. Aber dafür sind wohl die ganzen Lobbys zu stark und haben viel zu viel politischen Einfluss.

Die Schriftstellerin Karen Duve schrieb 2014 in ihrem Buch »Warum die Sache schiefgeht« (Galiani Berlin, ISBN 978-3-86971-100-3): Wenn wir unseren Lebensstil nicht radikal ändern – und zwar sofort, jetzt gleich, nicht erst in zwanzig Jahren –, lässt sich der globale Kollaps nicht mehr vermeiden. Politiker und Wirtschaftsführer aber sind offenbar fest entschlossen, weiterzumachen wie bisher.

Schon in meiner Jugend, in den 1970er und 1980er Jahren, habe ich mich immer gefragt, warum politische Entscheidungen ständig Vorlaufzeiten von mehreren Jahren, eher Jahrzehnten, benötigen. Und damals wurden etwa Umweltprobleme schon von weiten Teilen der Bevölkerung als erschreckend groß erachtet. Journalisten wie Franz Alt haben damals schon gegen Atomkraft und für Sonnenkraft plädiert. Und heute? Es sind in Deutschland immer noch acht Kernkraftwerke am Netz (Stand: 9. März 2017). Außerdem: Ackerböden werden immer mehr ausgelaugt durch Monokulturen und chemische Düngemittel. Massen­tier­haltungs­betriebe produzieren so viel Fleisch wie nie zuvor (in Deutschland ist der Fleischkonsum zwar gesunken, dafür wird aber umso mehr exportiert, wodurch zum Beispiel in Afrika kleinbäuerliche Strukturen zerstört werden – die moderne Form des Kolonialismus). Immer weniger und immer größere multinationale Konzerne beherrschen Wirtschaft und Politik.

Aber och jo, wir könnten ja vielleicht doch mal anfangen, den Wandel zu »gestalten« und schmeißen die wohlklingende Zahl 2030 in den Raum …

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