Linux lässt sich nicht nur auf eine Festplatte oder ein Solid-State-Drive installieren, sondern auch auf einen USB-Stick. Und ich meine jetzt nicht als Live-System zum Ausprobieren, sondern als richtig »feste« Installation, sodass auch Anwendungen dauerhaft hinzu installiert werden können.
Eine Warnung vorab: Ein USB-Stick ist eigentlich nicht dafür konzipiert, ein Betriebssystem darauf zu installieren. Es kann immer Ausfälle und Datenverluste geben!
Was soll das Ganze also überhaupt für einen Sinn haben? Nun, ich stelle mir folgende Szenarien vor:
- Man kann mit dem bootfähigen Stick an fremden Computern arbeiten und findet immer seine komplette Arbeitsumgebung mit allen Anwendungsprogrammen vor. Und man hinterlässt keine Spuren auf der fremden Maschine.
Alternative: Portable Anwendungen auf den USB-Stick ziehen, die nicht installiert werden müssen. - Man ist normalerweise Windows®-User, will aber in bestimmten Fällen Linux benutzen, ohne dafür eine Partition anlegen zu müssen oder eine zweite Festplatte einzubauen. Außerdem umgeht man mögliche Probleme mit dem Bootloader (so was passiert zugegebener Maßen selten, aber ich habe es schon erlebt).
Alternative: Linux auf externe USB-Festplatte installieren, die man nur bei Bedarf an den Computer ansteckt und von der man dann bootet. - Man nimmt das Notebook mit auf Reisen. Den Stick zieht man vom Gerät ab, wenn man nicht daran arbeitet, und bewahrt ihn an einem sicheren Ort auf (Hosentasche, Hotelsafe, …). Wird das Notebook geklaut oder geraubt (was gar nicht so selten vorkommen soll) oder kommt sonstwie abhanden, hat man wenigstens seine Daten noch.
Alternativen: Festplattenverschlüsselung, BIOS-Passwort, externe USB-Festplatte, selbst gehostete Arbeitsumgebung, wie etwa oneye; Voraussetzung ist natürlich in diesem Fall ein Internetzugang.
So, jetzt zur Sache, Schätzchen – wie geht das nun, Linux auf einen USB-Stick zu installieren?
- Zwei USB-Sticks besorgen. Einer kann ruhig sehr klein sein (8 GB), der andere sollte möglichst groß sein (32 GB oder mehr).
- Gewünschte Linux-Distribution zunächst auf den Windows-Computer herunterladen (ISO-Datei), zum Beispiel Lubuntu, das auch auf einem USB-Stick zügig läuft.
- Rufus herunterladen. Das ist ein Hilfswerkzeug, das bootbare USB-Laufwerke erstellen kann. Von UNetbootin rate ich ab; ich habe die Erfahrung gemacht, dass damit erstelle Bootmedien manchmal nicht funktionieren. LinuxLive USB Creator wäre eine Alternative, aber wie gesagt, ich empfehle Rufus. Es ist einfach zu bedienen und arbeitet sehr schnell.
- Die ISO-Datei in Rufus einlesen und auf den kleineren USB-Stick entpacken. Er muss nicht leer sein, aber vorhandene Daten werden natürlich unwiederbringlich überschrieben. Somit hat man ein startbares Linux-Installationsmedium (vorausgesetzt, der Computer kann überhaupt von USB-Sticks starten).
- Das Linux-Installationsmedium wird jetzt von dem Stick gestartet, und ihr steckt auch gleich den leeren, größeren Stick ein. Wie oben schon angedeutet: Er sollte so groß sein, dass zusätzlich zum Betriebssystem und den vorinstallierten Anwendungen auch noch genügend weitere Anwendungsprogramme und eigene Dateien darauf passen.
- Bei der Frage, ob ein Live-Sytem gestartet oder Linux installiert werden soll, wählt ihr letztere Möglichkeit aus und gebt als Zielmedium natürlich das leere USB-Laufwerk an. Achtung: Um ganz sicher zu gehen, dass nicht etwa der Bootloader auf die Festplatte eures PCs oder Notebooks geschrieben wird, was unweigerlich Chaos zur Folge hätte (die Maschine wäre nicht mehr ohne den eingesteckten USB-Stick startbar), klemmt am besten vorher (bei vom Strom getrennten Gerät natürlich) die Festplatte ab bzw. baut sie aus dem Notebook aus. Letzteres ist bei kleinen Geräten (Subnotebook, Netbook) meistens sehr umständlich – man muss das Gerät auseinander bauen. Dieser Aufwand ist für unseren Zweck ein ziemlicher Wahnsinn. Bei größeren Notebooks kommt man aber meistens gut an die Festplatte oder das SSD dran.
2016-01-12 um 17:46
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