Kaufe nie die Mühle im Sack

Leicht und frei

2016-05-24 von Torsten in Kategorie Der Wind spinnt

»[…] müssen digitale Impulse in smarte Angebote umgewandelt werden, um Kunden ein leichteres und freieres Leben zu ermöglichen.«

– Aus der Werbeanzeige einer Direktbank

Klar, dass man mit der Zeit gehen und sich den Trends beugen muss, will man Geschäfte machen. Nur – muss man die digitalen Errungenschaften gleich so glorifizieren? Ja, die Digitaltechnik erleichtert einem so manches oder macht es zumindest schneller und bequemer. Aber Freiheit? Was hat Digitaltechnik mit Freiheit zu tun?

Nicht viel. Im Gegenteil, es werden neue Süchte erzeugt. Viele Menschen können ja gar nicht mehr anders, als aufs Display des Smartphones zu glotzen, in jeder Lebenslage, egal ob im Restaurant, auf dem Klo oder auf der Straße. Die rempeln dich ja an oder laufen vor Laternenmasten, weil sie nichts mehr mitkriegen von der echten Welt. Das Essen im Gasthaus wird nicht genüsslich verspeist, sondern fotografiert und zu Facebook oder Flickr oder Instagram hochgeladen, wie unter Zwang. Freiheit? Nein, das ist Suchtverhalten.

Den ganzen digitalen Scheiß als Freiheit zu glorifizieren, ist so, als würde man Drogen verherrlichen. Ich weiß, manche Leute tun das. Die, die selber abhängig sind.

Freiheit? Wenn man zwanghaft immer das neueste Gerät haben muss, die neueste Hardware und Software? Wenn man nicht mal in gemütlicher Runde im Freundeskreis es unterlassen kann, auf die ganzen beschissenen Nachrichteneingänge zu reagieren? Wenn Menschen nicht mehr fähig sind, eigenständig einzukaufen, sondern den Schatz zu Hause anrufen und fragen müssen, ob der Preis auch wirklich gut ist oder man dieses oder lieber jenes einkaufen soll?

Ich schließe mich ja nicht aus, denn natürlich nutze auch ich die moderne Technik in bestimmtem Umfang. Aber ich deklariere den Umgang damit nicht als Freiheit. Sondern als das, was er ist: Segen und Fluch zugleich, Erleichterung und Erschwerung, Zeitersparnis und Zeitaufwand, Sinnhaftigkeit und Schwachsinn.

Ein freieres Leben – das wären für mich nicht noch mehr digitale Dienstleistungen, sondern das wäre die Befreiung von der Herrschaft der Großkonzerne, die immer mehr Branchen durchdringen und immer mehr Lebensbereiche bestimmen, von der Technik bis zur Nahrungsmittelversorgung. Aber das ist ein anderes Thema.

Eine Antwort zu »Leicht und frei«

  1. Ronald sagt:

    Guter Artikel und auch Harald Welzers Meinung, bei dessen Buchvorstellung von „Die smarte Diktatur. Der Angriff auf unsere Freiheit“ ich kürzlich war und der ich mich vollkommen anschließe!

    Lies mal meinen neuesten Beitrag darüber: http://blog.ronaldfilkas.de/2016/05/25/trinken-sie-ihr-bier-im-internet/

    Ist zufällig einen Tag nach deinem Beitrag eingestellt worden.

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