Mehl ins Getriebe

Qwer: ein bisschen quer im Kopf?

2013-10-31 von Torsten in Kategorie Prügel vom Windmühlenflügel

Ach, der Sackmühle macht es doch immer wieder Spaß, mit dem Windmühlenflügel Prügel zu verteilen. Nein, nicht wirklich Spaß, denn
eigentlich wäre es besser, wenn die Welt so gut wäre, dass man niemanden virtuell verdreschen müsste.

Wie fange ich an? Am besten ganz vorn. Also, ich habe prinzipiell nichts dagegen, wenn Freiberufler und kleine Selbständige in der Sackmühle sinnvolle Kommentare schreiben und dabei auch die Webadresse zu ihrem Blog oder ihrer Website hinterlassen – wenn dieser Webauftritt nicht in zu großer Diskrepanz zu meinen Einstellungen und Weltanschauungen steht.

Wo ich aber gar nicht drauf kann, ist Kommentar-Spam im großangelegten Stil und ohne die Karten auf den Tisch zu legen. Ein deutscher oder deutschsprachiger Unternehmer baut gerade eine neue und ach so revolutionäre Blogging-Plattform auf. Um dafür zu werben, wird Kommentar-Spam geschrieben. Das wäre nicht verwerflich, wenn nicht so getan würde, als handele es sich um private Kommentatorinnen, die quasi nebenbei fragen, ob man das neue Blogging-System xyz com kenne (statt xyz steht dann da der echte Name, der aber auch schon in meiner Überschrift steht und den ich gar nicht weiter pushen möchte).

Genau, das ist ohne http und Punkt und sonst was geschrieben und daher besonders raffiniert: keine Hyperlinks, damit man a) keinen Verdacht schöpft und b) der Kommentar nicht als Spam ausgefiltert wird. Auch interessant: immer Frauennamen als Kommentator. Und dann soll man auch noch per E-Mail antworten. Jo, es sollen auch noch E-Mail-Adressen gesammelt werden.

Was ist nun überhaupt das Besondere an diesem Blogging-System? Nun, die Nachteile sind es, die aber natürlich als Vorteile verkauft werden. Einschränkend muss ich sagen: Nachteile sind sie meiner persönlichen Einschätzung nach, jemand anders mag das anders sehen.

Jedenfalls, dem Werbevideo ist zu entnehmen, dass man für 25 Euro pro Monat einen Sack voller Leistungen und Vorteile erhalte, wie zum Beispiel die Hosting- und Domainkosten einzusparen. Hä? Was ist denn das für eine Milchmädchen-Rechnung? Klar, so kann man auch versuchen, sich reich zu sparen. Es wird bloß nicht besonders gut gelingen.

Als weitere Vorteile werden genannt (die Klammern stellen meine persönlichen Gedanken dazu dar):

  • zeitgemäßes, wenn auch nicht individuelles Design (also Vorlagen)
  • die Einbindung in eine Art Verlinkungs-Netzwerk (Blogger-Sekte :-))
  • Refinanzierung durch Weitervermittlung (bei den Kosten muss man auch irgendwie die Kohle wieder rein holen)
  • einfache Handhabung (wäre ja auch schlimm, wenn es diffizil wäre)

Tja, was soll man sagen? Eigentlich ist nur ein einziges Argument irgendwie zugkräftig. Nämlich, das eigene Blog sei in ein Netzwerk weiterer Blogs eingebunden und es komme deswegen, ähnlich wie bei Wikipedia, eine gewaltige interne Verlinkung und ebenso gewaltige Menge von Inhalten zustande. Deswegen könne dieses Blogging-Netzwerk ebenso gute Suchmaschinen-Platzierungen erreichen wie Wikipedia. Pfiffige Idee, zweifelsohne. Auf diese Idee sind allerdings schon zahlreiche Branchenverzeichnis-Heinis gekommen. Und diesen Branchenbuch-Quark will ich als Benutzer doch gar nicht finden, weil er meist gar nicht zu meiner Suchanfrage passt. Also: für mich ein Scheinargument.

Seltsame Argumentation, Kommentar-Spam, ein (mir) unsympathischer Geschäftsführer, ein gewisser Druck zur Klinkenputzerei zwecks Kostensenkung und dann noch eine spanische Investmentgesellschaft, die dahinter steht und womöglich eher Interesse an satten Profiten als an Benutzerfreundlichkeit hat – nun ja, ein gutes Gefühl will sich da bei mir nicht so recht einstellen. Und bei WOT (Web of Trust) ist die Website schon tiefrot markiert, wird also nicht nur von mir als unseriös eingestuft.

Lobenswert ist auf jeden Fall, dass man laut eigenen Aussagen nicht langfristig gebunden wird, sondern jederzeit den Vertrag kündigen kann.

Eine Antwort zu »Qwer: ein bisschen quer im Kopf?«

  1. Barbara sagt:

    Danke für die Aufklärung. Ich habe soeben den ersten solcher Spam-Kommentare in meinem Blog entdeckt. Da ich generell wenige bis garkeine Kommentare bekomme (mit Ausnahme von Spam), freute ich mich im ersten Moment, da die Person tatsächlich auf den Post-Inhalt einging, aber schnell wurde klar, was sie im Schilde führt.
    Ein Unternehmen, das mit solcher Methode Kunden sucht, hat Schlechtes im Sinn, ganz klar.

    Gruß,
    Barbara

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