Mehl ins Getriebe

Wo lebt Gott eigentlich heute?

2012-04-18 von Torsten in Kategorie Dinkel im Winkel

»wo lebt gott eigentlich heute« war eine Suchanfrage, durch die jemand auf das Blog hier gestoßen ist. Meine Stammleserinnen und -leser wissen, dass ich ein unsympathischer Zyniker bin, der sich gern mal über andere Menschen oder bestimmte Weltanschauungen lustig macht. Aber in diesem Fall tue ich das nicht. Im Gegenteil.

Ich finde das nämlich ehrlich eine interessante Frage. Die Fragestellerin oder der Fragesteller setzt voraus, dass Gott überhaupt existiert. Daraus ergibt sich natürlich die Frage, wie man sich Gott vorstellen soll. Als eine Person? Mutter? Vater? Oder non-personal, also vielleicht ein alles umfassendes, den physikalischen Gesetzen übergeordnetes Prinzip? Mathematik? Eine gewaltige Energie, die das Universum zusammenhält?

Das würde natürlich heißen, dass sich Gott nicht lokalisieren lässt, sondern unabhängig ist von dem uns bekannten Raum-Zeit-Gefüge. Hm. Ist unser Universum alles, was existiert, oder gibt es quasi drum herum noch etwas Höheres? Ist das Universum vielleicht ein Gedankengefüge Gottes? Eine Idee?

Man kann sich Gott auch so vorstellen, dass Sie oder Er oder Es zwar unabhängig von unserer Welt existiert, sie aber durchdringt. Die Schönheit, die du siehst, wenn du bei Sonnenschein durch einen wundervollen Wald gehst, das Licht, das durch das Blätterwerk fällt, der Geruch von Kiefern und Tannen, die Wärme oder auch Kühle auf deiner Haut – vielleicht ist diese Schönheit des Moments ein Durchschimmern von Göttlichkeit hinein in unsere Welt.

Aber wenn nun doch ein konkreter Wohnort Gottes festgelegt werden soll, dann finde ich, dass wir Menschen in unseren Herzen einen Platz für Gott schaffen sollten. Indem wir uns in Liebe, Toleranz und Freude üben. Indem wir Schönes erschaffen. Indem wir innere Schönheit nach außen strahlen lassen, hin zu unseren Mitmenschen, zu Tieren und zu Pflanzen.

Wo immer Gott auch sein mag: wir Menschen sind hier und jetzt in dieser Welt. Wir haben die Freiheit, unsere Welt selbst zu gestalten. Als Einzelne und als Gemeinschaft. Und so kann unsere Welt ein grauenvoller oder ein wunderschöner Ort sein.

Ich bin mehr fürs Schöne, und ich weiß, dass die meisten Menschen das ähnlich empfinden wie ich.

Eine Antwort zu »Wo lebt Gott eigentlich heute?«

  1. Violine sagt:

    Oh, zum Sitz Gottes kann ich sogar was sagen.

    Ich habe letzten Monat das Buch „Was ist die Seele?“ (erschienen bei Goldmann) von Anselm Grün und Wunibald Müller. Anselm Grün ist dieser sehr bekannte Benediktinerpater, Wunibald Müller ist ein Psychologe in derselben Abtei wie Anselm Grün (er arbeitet dort im Recollectio-Haus). Das Buch ist ein Gespräch der beiden über die Seele. Und Anselm Grün sagt darin, dass die Seele der Sitz Gottes im Menschen sei.

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